Die Windischgarstner verstehen die Welt nicht mehr. Für Kritiker und Befürworter wurde Dr. Gerhard Wagner und die ganze Pfarre von den Medien in einem falschen Licht dargestellt.
Nachdem Pfarrer Dr. Gerhard Wagner überraschend auf das Bischofsamt verzichtet hat, gehen die Wogen in Windischgarsten hoch. „Ich bin sehr enttäuscht von dem Widerstand der Dechanten. Wir sind alle sehr sauer“, sagt Pfarrgemeinderats-Obmann Stefan Edelsbacher, der gemeinsam mit einer 20-köpfigen Gruppe zurzeit auf Pfarrwallfahrt in Indien weilt. Ein Weihbischof Wagner sei eine große Chance für die ganze katholische Kirche gewesen. „Ein Bischof, der sich was sagen traut, hätte viel bewegen können“, erzählt Edelsbacher im KirchenZeitungs-Gespräch.
Aufgeheizte Stimmung.< „Die Stimmung ist im Ort sehr aufgeheizt“, berichtet Bernhard Steiner, Obmann der Katholischen Männerbewegung: „Viele Menschen spüren eine ohnmächtige Wut“. Bereits nach der Ernennung von Pfarrer Wagner zum Weihbischof hatten sich viele Pfarrangehörige über die mediale Berichterstattung geärgert. „Wir wurden wie das geknechtete Bergvolk dargestellt“, sagt Katja Streßler. Die 32-jährige hat nur gute Erfahrungen mit Pfarrer Wagner: „Er ist einer, der die Menschen anspricht“, sagt sie. Und: „Natürlich haben wir ihn in der Pfarre auch kritisiert, aber wenn man länger mit ihm gesprochen hat, hat man immer gesehen, dass er Recht hat“. PGR-Obmann Stefan Edelsbacher bricht die Lanze für seinen Pfarrer: „Er hat sich um jeden bemüht“. Es könne schon sein, dass manche Gläubige der Pfarre Windischgarsten den Rücken gekehrt haben, meint Edelsbacher: „Dafür sind viele durch Wagner in die Kirche zurückgekommen“. Ein Blick in die Statistik zeigt: Der Kirchenbesuch ist in Windischgarsten mit ca. 17 Prozent genau im Dekanatsschnitt während die Wahlbeteiligung bei der letzten PGR-Wahl 2007 unter dem Schnitt lag (Pfarre: 15 Prozent, Dekanat: 23 Prozent).
Ausweichen in Nachbarpfarren. „Es sind sicher nicht alle in Windischgarsten Feuer und Flamme für unseren Pfarrer. Diese mediale Darstellung stimmt nicht“, betont der pensionierte Hauptschullehrer Rudolf Stanzel. So würden einige Familien in die Nachbarpfarren Vorderstoder und Spital am Pyhrn ausweichen. Auch Dr. Erich Tischler, Pfarrer von Spital, sagt: „Es gibt eine Gruppe von Windischgarstnern, die regelmäßig zu uns in den Sonntagsgottesdienst kommt. Mich stört, wenn diese als schlechte Katholiken verunglimpft werden“. Besonders an den Taufzahlen lässt sich erkennen, dass nicht alle mit Wagners Kurs einverstanden sind. Pro Jahr sind es insgesamt rund 20 Fälle, bei denen Eltern ihre Kinder lieber in Vorderstoder und Spital am Pyhrn taufen lassen, als in Windischgarsten. Auf eine andere Pfarre ausweichen, das kommt für Rudolf Stanzel dagegen nicht in Frage: „Das mache ich sicher nicht“, betont der 83-Jährige. Der frühere PGR-Obmann von Windischgarsten kritisiert, dass Pfarrer Wagner zu autoritär agiert: „Man leidet darunter, wenn alles angeschafft wird. Die Absicht ist klar: Alles zurück zu dem, was vor dem Konzil üblich war“. Als Beispiel nennt er die Bevorzugung der Mundkommunion, aber auch, dass sich die meisten Gläubigen scheuen, den Mitfeiernden die Hand zum Friedensgruß zu reichen.
Wie geht’s weiter? Unterdessen beschäftigt die Windischgarstner die Frage, ob Pfarrer Wagner bleiben wird. „Da bin ich ratlos“, sagt PGR-Obmann Edelsbacher. „Ich freue mich zwar, wenn er Pfarrer bleibt, momentan überwiegt aber einfach die Enttäuschung, dass er nicht Weihbischof wird“. Gerhard Wagner selbst hat angekündigt, dass er sein langjähriges Wirken in Windischgarsten fortsetzen möchte.