Ein Wort verbindet den Leidensweg Jesu mit der Leidenschaft: die Passion. Das hat mit dem Kirchenlieddichter Philipp von Zesen zu tun.
Ausgabe: 2018/10
06.03.2018 - Christine Grüll
Dem deutschen Dichter Philipp von Zesen ist es zu verdanken, dass viele Fremd- und Lehnwörter ins Deutsche übertragen wurden. Mehr als 300 Jahre ist es her, dass er neue Wörter erfunden hat. So wurde die Tragödie zum Trauerspiel, die Bibliothek zur Bücherei, der Märtyrer zum Blutzeugen und das Credo zum Glaubensbekenntnis. Sie alle sind fest in unserem Sprachschatz verankert. Die Neubenennung von Glaube als „Gottestum“ oder des Klosters als „Jungfernzwinger“ haben sich hingegen nicht durchgesetzt.
Das lateinische Wort „passio“ hat Philipp von Zesen zur „Leidenschaft“ verdeutscht. Das ist naheliegend, denn die griechischen und römischen Wurzeln des Wortes „passio“ heißen erleiden, ertragen, erdulden. Die Leidenschaft muss früher etwas sehr Schmerzhaftes gewesen sein. Mittlerweile hat sie sich vom Leiden gelöst und geht ihren eigenen Weg, hin zu etwas Positivem. Hunderte von Unternehmen verwenden das Wort, um für ihre Produkte zu werben Genau genommen wirbt auch das Christentum mit der Leidenschaft: Die Passion Christi, sein Leiden und Sterben, das in der Auferstehung vollendet wird, ist das Kernstück des christlichen Glaubens. In der Passion Christi ist das Leiden bis heute erhalten geblieben. Bekannt geworden ist der evangelische Philipp von Zesen nicht nur als Sprachforscher, sondern als Kirchenlieddichter. Eines seiner Lieder wendet sich vom Leiden ab und der Freude zu: „Die güldene Sonne bringt Leben und Wonne, die Finsternis weicht.“