Jeder Österreicher produziert 34 Kilo Plastikmüll im Jahr. Das Projekt Plastikfasten im Dekanat Weyer macht vor, wie der Konsum im Alltag reduziert werden kann.
Ausgabe: 2018/10
06.03.2018 - Paul Stütz
Kein Alkohol, kein Fleisch, keine Süßigkeiten. Das sind die Klassiker in der 40-tägigen Fastenzeit. Im Ennstal liegt heuer jedoch der Verzicht auf Plastik ganz im Trend. Alle neun Pfarren des Dekanates Weyer von Ternberg bis Gaflenz beteiligen sich an dem Projekt, das sich mit Alternativen zum Kunststoff auseinandersetzt. Klar ist: „40 Tage ganz ohne Plastik geht nicht“, wie Anita Buchberger, Projektleiterin von „Kirche im Aufbruch“, sagt. Möglich sind aber viele kleine Schritte, um den alltäglichen Plastikkonsum einzuschränken. „Ich kaufe Joghurt und Milch nur noch im Glas. Ich verwende keine Plastiksackerl, sondern Stofftaschen und wasche meine Haare mit einer speziellen Haarseife statt mit einem Shampoo.“ Da es Schokolade kaum ohne Plastikverpackung gibt, verzichtet Anita Buchberger zusätzlich auf Süßigkeiten. Mineralwasser aus der Plastikflasche hat sie ebenso aus ihrem Haushalt verbannt. „Wir haben das Glück, dass unser Leitungswasser eine hervorragende Qulität hat“, so Buchberger. Ein paar Händler in der Region hat sie außerdem schon dazu bewegen können, glasverpackte Lebensmittel neu ins Sortiment zu nehmen.
Nachhaltige Wirkung
Das Plastikfasten hat im Ennstal voll eingeschlagen. Weit über 100 Leute von jung bis alt machen bei dieser Aktion mit. Manche finden kreative Lösungen zur Vermeidung des Plastikmülls. Ein junger Mann aus Weyer produziert etwa seine eigenen Nudeln, um sie nicht kunststoffverpackt kaufen zu müssen. Unabhängig davon, wie Plastikmüll vermieden wird, soll eine Wirkung über die Fastenzeit hinaus erzielt werden. Ziel des Projekts ist, den Plastikkonsum langfristig zu senken.
Eine Milliarde Plastiksackerl
Der christliche Glaube ist dabei zentraler Antrieb für das Projekt: „Es gehört zum christlichen Leben, die Schöpfung zu bewahren. Auf die Natur müssen wir uns schauen“, sagt Buchberger. Betrachtet man die Ausgangslage, kann es fast nur besser werden. Eine Milliarde Plastiksackerl wandern derzeit in Österreich pro Jahr über die Ladentische, 34 Kilogramm Plastikmüll produziert jeder Österreicher in diesem Zeitraum (Quellen: Greenpeace, Eurostat). Nicht nur den eigenen Konsum zu überdenken ist also Gebot der Stunde. Darüber hinaus ist die eigene Wiederverwertung von Plastik sinnvoll. Im Plastikfasten-Projekt geschieht dies auch auf künstlerische Art und Weise. So sind speziell Jugendliche und Schulklassen eingeladen, aus Plastikmüll Bilder und Skulpturen anzufertigen. «
Zur Sache
Tipps: Reduktion von Plastikmüll
Es gibt zahlreiche simple Mittel und Wege, den Konsum von Plastik im Alltag zu reduzieren. Das wohl Einfachste, um Müll zu vermeiden, ist, mit eigenen Taschen und Körben einkaufen zu gehen. Alltagsgegenstände, bei denen das Plastikfasten gut möglich ist:
- Seife statt Duschgel, - Leitungswasser statt Flaschenwasser, - Milch in Glasflaschen, - Joghurt in Gläsern,
Manche Plastikalternativen gibt es noch kaum in normalen Läden, dafür kann man sie bestellen, etwa Holzzahnbürsten.
Das Projekt Plastikfasten empfiehlt außerdem, für Wurst und Käse eigene Behälter mitzunehmen (wird in vielen Geschäften akzeptiert).
Auf Bauernmärkte zu kaufen spart nicht nur Plastik, sondern ist regional und nützt den Bauern.
Plastikfasten: Das Projekt
Initiiert haben das Plastikfastenprojekt im Dekanat Weyer Petra Schwödiauer, Christoph Tomani und Anita Buchberger.
Am Donnerstag, 8. März findet um 19 Uhr ein Austauschabend im Pfarrsaal in Großraming statt, bei dem die Teilnehmer/innen der Fastenaktion über ihre Erfahrungen berichten. Gezeigt werden dabei auch Bilder und Skulpturen, die aus Plastikmüll angefertigt wurden.
Auf www.dioezese-linz.at/dekanat/weyer gibt es weitere Tipps und Infos zum Plastikfasten.