Die bemerkenswerte Ausstellung im Kunstmuseum Lentos in Linz vereint die künstlerischen Persönlichkeiten Gustav Klimt, Egon Schiele und Koloman Moser unter dem Schwerpunkt „Gesammelte Schönheiten“.
Ausgabe: 2018/09
27.02.2018 - Elisabeth Leitner
Es sind die Augen, die sofort auffallen: schwarz umrandet, leer, vom Tod gekennzeichnet in schmalen Gesichtern. Das Kind wächst seitlich aus dem Inneren der Frau, ist in orange-braune Stoffbahnen gehüllt, der rote Mantel der Frau umkleidet das Kind. Als wolle die Frau das Kind beschützen. Mit der Hand deutet die Frau auf den Kopf des Kindes. Der Tod hat schon angeklopft, das Leben scheint aus dem Körper gewichen. Krankheit, Hunger, Kriege bedrohen die Menschheit. Damals, heute. Das Bild von Egon Schiele trägt den Titel „Mutter mit Kind in rotem Mantel“. Der Künstler hat das Werk 1911 erschaffen und auf eine Madonnendarstellung im byzantinischen Typus zurückgegriffen: die „Wegweiserin“ (altgriech. Hodegetria). Mutter und Kind werden durch eine kleinteilige Struktur ornamental hinterlegt. Die frontale Ausrichtung der Figurengruppe verstärkt die Starre des Ausdrucks. Verzweiflung und Hoffnunslosigkeit bleiben beim Betrachten. Gibt es keine Hilfe?
Klimt ∙ Moser ∙ Schiele
Die bemerkenswerte Ausstellung im Kunstmuseum Lentos vereint die künstlerischen Persönlichkeiten Gustav Klimt, Egon Schiele und Koloman Moser unter dem Schwerpunkt „Gesammelte Schönheiten“. Durch den plötzlichen Tod der drei Künstler der Wiener Moderne verlor die Kunstlandschaft im Jahr 1918 ihre prominentesten Vertreter. Die erst kürzlich aufgetauchte Zeichnung „Zwei Liegende“ von Gustav Klimt war jahrelang verschollen und verleiht der aktuellen Ausstellung nun eine besondere Anziehungskraft.