Die Zahl orthodoxer Christen in Oberösterreich ist in den vergangenen sechs Jahren rapide gestiegen – eine Herausforderung für die Gesellschaft und besonders für die Kirche. Die Stiftung Pro Oriente Linz nimmt sich verstärkt um dieses Thema an.
Ausgabe: 2018/09
27.02.2018 - Josef Wallner
Da in der Volkszählung das Religionsbekenntnis nicht mehr erhoben wird, sind alle Zahlen Schätzungen, aber im Fall der orthodoxen Christen trotzdem aussagekräftig. So ist die Zahl der Menschen, die aus Rumänien stammen und nun in Oberösterreich leben, von 21.280 im Jahr 2010 auf 30.280 (2016) angewachsen. Da sich in Rumänien 87 Prozent der Bevölkerung zu rumänisch-orthodoxen Kirchen bekennen, sind unter den 9000 rumänischen „neuen“ Oberösterreichern eine nicht geringe Anzahl orthodoxer Christen.
Ebenso verhält es sich mit der Zuwanderung aus Bulgarien. Hier ist die Anzahl von 2400 (im Jahr 2010) auf 3585 hochgeschnellt. Ähnlich die Daten für Russland (von 4220 auf 4620), Georgien (von 640 auf 840) sowie die Griechen (von 620 auf 930). Mit 16.000 Menschen bleiben die Serben seit Jahren in etwa gleich. Mit fünf Pfarren ist die serbisch-orthodoxe Kirche in Oberösterreich am besten organisiert. „Es gibt keine Informationen über unsere Gläubigen. Wir müssen sie uns selbst suchen“, sagt Erzpriester-Stavrophor Dragan Micic aus Linz. Der serbisch-orthodoxe Pfarrer spricht hier für alle seine
orthodoxen Kollegen. Es ist unverzichtbar, ein Netzwerk zu schaffen und zu pflegen. Internet, Facebook und SMS sind dabei eine große Hilfe, so Micic, der die ehemalige Linzer Hafenkirche in ein vollständig mit Fresken ausgemaltes Gotteshaus verwandelt hat, von dem sich Gläubige aus allen Ländern der Orthodoxie angezogen fühlen.
Suche nach eigenen Kirchen
Die Linzer Serben gewähren auch einmal im Monat den Georgiern Gastfreundschaft für ihren Gottesdienst, zu dem bis zu 300 Gläubige kommen. Die „Griechen“ sind monatlich in der katholischen Kirche St. Michael in Linz-Bindermichl zum Gottesdienst zu Gast, die „Russen“ feiern wöchentlich in Pichling in der Pfarre St. Paul und die „Rumänen“ in Linz-Heiligste Dreifaltigkeit. Die „Bulgaren“ haben kein Gottesdienstangebot in Oberösterreich. „Unsere Leute gehen zu den Serben, Russen oder Georgiern“, sagt der Wiener Pfarrer Erzpriester Ivan Petkin.
Besonders die rumänisch-orthodoxe Gemeinde sucht in Linz ein Grundstück für den Bau einer eigenen Kirche und eines Gemeindezentrums. „Oder die katholische Kirche kann uns mit einem Kirchengebäude helfen“, erklärt Pfarrer Dr. Sorin Bugner: „Wir sind mit Stadt und Diözese im Gespräch. Aber es ist nicht leicht. Ein eigenes Zentrum würde uns sehr helfen.“ Das sehen auch die Russen so. „Wir sind glücklich, dass wir in St. Paul sein dürfen, aber eine eigene Kirche ist doch das Ziel“, betont Swetlanja Maleev vom russischen Kirchenvorstand. „Manche unserer Leute weichen zu den Serben aus. Denn das ist eine richtige orthodoxe Kirche, sagen sie.“
Pro Oriente will Brücken bauen
„Die wachsenden orthodoxen Pfarren sind für die Stiftung Pro Oriente eine Herausforderung, der wir uns natürlich stellen“, sagt Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer. Er leitet die Pro-Oriente-Sektion Linz. „Die Menschen wollen hier Wurzeln schlagen und wir werden im Geist von Kardinal König, der Pro Oriente gegründet hat, Brücken zu ihnen bauen.“ Pro Oriente will beitragen, dass Orthodoxe und Katholiken nicht nur friedlich nebeneinander, sondern miteinander Kirche sein können. «