Einander ein Schuhlöffel sein. Das wäre eine gute Beschreibung, was Menschen füreinander sein könnten. Jemandem durch die Enge helfen. Hinein ins Leben. Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2018/09
27.02.2018 - Matthäus Fellinger
Die gewöhnlichen Dinge sind es, für deren Erfindung man Preise verleihen sollte. Den Schuhlöffel zum Beispiel. Aber dieser scheint so alltäglich und seine Erfindung liegt wohl so weit zurück, dass sich Namen kaum ausmachen ließen. Der Schuhlöffel ist ein Hineinhelfer. Eine Einstiegshilfe. Was sonst mühsam zu bewerkstelligen wäre, geht mit seiner Hilfe ganz leicht von Hand. Vom Fuß – in diesem Fall.
Einsteigen ist für viele nicht einfach. Junge finden nicht so recht hinein in das Schuhwerk der Vorgängergeneration. Sechzigjährige sehen oft eher mit Sorge als mit Zuversicht ihrer Zukunft entgegen. Viele, die kaum noch Angehörige haben, bräuchten eine Hilfe, dass sie doch wieder hineinfinden in ein neues gemeinschaftliches Miteinander. Die Asylwerbenden, vor denen sich Türen schließen: Selbst ihre Helfer stehen oft hilflos da.
Der rasche Wandel. Die Technisierung. Digitalisierung. Das Muss zum Mithalten. Es gibt so viele, die nicht hineinfinden in eine von Freude gekennzeichnete Alltäglichkeit. Wie gut das täte, wenn es Helferinnen und Helfer gäbe. Schuhlöffel eben. Und manchmal auch für den Mut zum Nein. Diesen Weg gehen wir nicht. Er ist nicht gut.