Eines ist dem Frauenvolksbegehren bereits gelungen: Es hat eine breite öffentliche Diskussion um Frauenrechte angestoßen. Was wird konkret gefordert und was sind die Kritikpunkte daran?
Ausgabe: 2018/08
20.02.2018 - Christine Grüll
Das Frauenvolksbegehren behandelt insgesamt neun Schwerpunkte (siehe Randspalte). Manche davon haben kirchliche Einrichtungen in OÖ schon lange im Blick. Die Katholische Frauenbewegung oder die Katholische Jugend begrüßen grundsätzlich, dass es ein Frauenvolksbegehren gibt. Kritisiert wird jedoch vor allem, dass Schwangerschaftsabbrüche kostenfrei sein sollen und in Beratungsstellen zu Abbrüchen beraten wird, statt über Möglichkeiten für ein Leben mit Kind. Auch Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl teilt diese Position.
Sich selbst eine Meinung bilden
Ich begrüße es sehr, dass Frauensolidarität, Frauenpolitik und der Einsatz für Frauenrechte durch das Volksbegehren thematisiert werden. Verschiedene Einrichtungen der katholischen Kirche in OÖ setzen sich schon lange intensiv für Frauenrechte und Gleichberechtigung ein. Es ist wichtig, dass wir als Kirche dafür eintreten, dass Frauenarmut und Gewalt gegen Frauen bekämpft wird. Ich unterstütze die Forderung nach gleichberechtigter Verteilung von Macht sowie der Beseitigung der Einkommensunterschiede.
Aus christlicher Sicht. Im Text des Frauenvolksbegehrens sind Punkte, zu denen ich aus christlicher Sicht eine andere Meinung habe. Hier schließe ich mich ganz der Katholischen Frauenbewegung an, die schreibt: „Ja: Mädchen und Frauen sollen aufgeklärt, unabhängig und frei von Zwängen über ihre Körper und ihre Sexualität bestimmen dürfen. Für uns ist der Schutz des Lebens der höchste Wert, daher fordern wir eine verpflichtende, kostenfreie Beratung im Fall eines Schwangerschaftskonflikts. Wir stellen dies der Forderung nach einer kostenfreien Abtreibung entgegen. Es muss alles getan werden, damit Frauen eine gut überlegte, ethisch verantwortbare Entscheidung treffen können.“
In der Diözese Linz ist uns wichtig, dass eine breite Diskussion zu den Themen des Frauenvolksbegehrens geführt wird. Jede und jeder soll sich ihre/seine Meinung dazu bilden können.
Hinter allem steht das Bemühen, dass mehr Gerechtigkeit Wirklichkeit wird!
Mag. Gabriele Eder-Cakl, Pastoralamtsdirektorin und Mitglied des Konsistoriums der Diözese Linz (Beratungsgremium des Bischofs)
Die Forderungen im Überblick
Macht teilen: Mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung sind Frauen. Durch eine verpflichtende Frauenquote soll sich das an den „Entscheidungstischen“ in Wirtschaft und Politik widerspiegeln.
Geld teilen: Österreich hat einen der höchsten Einkommensunterschiede in der EU. Gefordert werden u.a. Lohntransparenz und konkrete Maßnahmen, um Unterschiede abzubauen.
Arbeit teilen: Frauen leisten zwei Drittel aller unbezahlten Haus- und Sorgearbeit und arbeiten oft in befristeten und niedrig entlohnten Teilzeitverhältnissen. Eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche bei Lohn- und Personalausgleich soll das u.a. ändern.
Armut bekämpfen: Mehr als die Hälfte der 300.000 Alleinerziehenden mit Kindern, darunter 90 % Frauen, sind armutsgefährdet. Gefordert wird u.a. der staatlich garantierte Unterhaltsvorschuss sowie der Ausbau der Beratungsstellen.
Wahlfreiheit ermöglichen: Damit Eltern bzw. Frauen nach der Geburt Vollzeit arbeiten können, soll es u.a. kostenlose Betreuung geben sowie Einrichtungen, die ganzjährig und ganztägig geöffnet sind.
Vielfalt leben: Die Geschlechter werden z.B. in der Werbung oder bei Spielzeug oft sehr klischeehaft beschrieben. Gefordert wird u.a. das Verbot von als typisch behaupteten Vorstellungen in Kinderbetreuungseinrichtungen sowie von sexistischer Werbung.
Selbst bestimmen: Mädchen und Frauen sollen über ihre Körper zwangfrei bestimmen dürfen. Gefordert werden u.a. kostenfreie Beratungsstellen zu Sexualität, Verhütung und Schwangerschaftsabbruch und Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen in öffentlichen Krankenhäusern.
Gewalt verhindern: Jede fünfte Frau über 15 ist in Österreich von Gewalt betroffen. Gefordert wird u.a. der Ausbau von Beratungsstellen.
Schutz gewähren: Gefordert wird u.a. die Anerkennung von frauenspezifischen Fluchtgründen.
https://frauenvolksbegehren.at