Auf nach Prag! Wieder einmal durch die alten Gassen wandern, entlang der Geschichten aus Kaiserzeit und Kommunismus. Wieder einmal den Veitsdom sehen – diesen Wunsch habe ich mir vor Kurzem erfüllt. Dummerweise hatten den auch viele andere.
Ausgabe: 2018/07
13.02.2018 - Christine Grüll
Auf der Prager Burg war die Hölle los. Die mächtige Anlage wurde gerade von Touristengruppen erobert, als wir den Veitsdom erreichten. Durch ein Tor strömten die Menschen hinein, durch ein anderes hinaus. Ich ließ mich hineinziehen. Drinnen blieb ich an einer Absperrung hängen. Hinter mir amüsierte sich die Menge. Es wurde fotografiert und gelacht. Reiseleiter dirigierten mit Regenschirmen. Vor mir, durch ein Seil abgetrennt, erstreckte sich das ruhigere Kirchenschiff. Sehnsüchtig schaute ich zum Altar. Dort waren Häupter gekrönt worden. Dort wollte ich hin. Ein Aufseher wollte das nicht. „Sie haben keine Eintrittskarte? Nein, kaufen können Sie auch keine, denn in 20 Minuten ist Schluss.“ 20 Minuten! Da gehen sich noch locker ein paar Altarbilder aus! Der Aufseher schüttelte den Kopf. Er blickte über die Menge. Er war der Hüter des letzten bisschen Andacht in diesem Dom. Seufzend ließ ich mich zum Ausgang treiben.