Nicht um ein Verzichten geht es, eher um ein Entdecken: Wäre es denkbar, und wäre es im Alltag sogar lebbar? Ein Leben mit möglichst wenig Auto. Einmal probieren. Es versuchen. Darum geht es beim „Autofasten“.
Ausgabe: 2018/07
13.02.2018 - Matthäus Fellinger
Für viele ist es das Vergnügen schlechthin. Autofahren macht Spaß. Junge Leute können es kaum erwarten, endlich den Führerschein in der Tasche zu haben.
Andere haben es satt. Wo kann man denn noch wirklich fahren, sagen sie. Verstopfte Straßen, der Stau auf dem Weg in die Arbeit.
Spaß ist das keiner. Nervenaufreibend. Das ist die eine Seite: Wie man das Autofahren empfindet. Ganz persönlich.
Da ist noch die andere Seite: Wie schnell durch den gigantisch wachsenden Verkehr die leicht förderbaren Ölreserven der Welt knapp geworden sind. Teurer und teurer wird es, das Öl aus der Erde zu kriegen. Aber auch wenn noch so viele Reserven angezapft würden: Der Schadstoff-Ausstoß von Verbrennungsmotoren heizt das Weltklima auf.
Der Kopf weiß es. Die führenden Köpfe in den entsprechend großen Konzernen der Welt ebenso: Wir brauchen neue Technologien, sagen sie. Mit Benzin und Diesel geht es nicht lange weiter. Das Elektroauto ist angesagt. So, denken sie, retten wir den Individualverkehr, die großen Stückzahlen, mit denen man Gewinne erzielt. Dem Endverbraucher soll die Sache nicht weh tun. Er wird nicht viel spüren.
In der Sackgasse
Es ist die nächste Sackgasse, in die man gerade steuert. Nicht nur Öl, auch andere kostbare Rohstoffe sind knapp und stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Metalle. Die aus Erdöl erzeugten Kunststoffe. Die seltenen Rohstoffe, die für Batterien gebraucht werden. Die Umweltgifte, die entstehen. Auch der Strom kommt nicht von selbst aus der Dose. Selbst wenn er solar oder aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugt wäre. Es braucht Platz, es braucht Flächen. Jede Technologie hat ihren Preis.
Weniger ist mehr
Der Kopf weiß es. Eine Neuorientierung ist angesagt. Es ist viel dran an dem, was Papst Franziskus in seiner Umwelt-Enzyklika beschreibt. Die christliche Spiritualität ermutigt zu einem Lebensstil, „der fähig ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu sein“ (in: „Laudato si’“, im Mai 2015). Man kann glücklich werden mit weniger. Auch mit weniger Autoverkehr.
Entdecken beim Autofasten
Nicht um ein Verzichten geht es, eher um ein Entdecken: Wäre es denkbar, und wäre es im Alltag sogar lebbar? Ein Leben mit möglichst wenig Auto. Einmal probieren. Es versuchen. Darum geht es beim „Autofasten“.
Die Aktion Autofasten ist eine Initiative der Umwelt-Beauftragten der Katholischen und Evangelischen Kirche Österreichs. Sie laden ein, das eigene Verkehrs-Verhalten in Richtung Nachhaltigkeit zu prüfen – um auch den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Zukunft zu erhalten.
Es geht um ein Ausprobieren, wie sich gesundheitsfreundliche Alternativen zum Autofahren anfühlen. Ein paar Wochen lang das Auto gar nicht oder deutlich weniger zu benutzen, statt dessen Bahn, Bus, Fahrrad, Fahrgemeinschaften etc. zu nützen – und kurze Strecken zu Fuß zurückzulegen.
Die Aktion
Eine Homepage der Aktion liefert interessante Informationen. Sie beinhaltet auch einen CO2-Rechner. Da erfährt man zum Beispiel, warum aus einem Liter Benzin bei der Verbrennung 2,32 Kilogramm CO2 entstehen – und in die Atmosphäre geblasen werden. Benzin und Diesel bestehen aus Kohlenstoffatomen. Bei der Verbrennung verbindet sich jedes Atom mit zwei Sauerstoffatomen. Da versteht man, warum der Schnee neben den Straßen gar so schnell schwarz wird. Im Sommer geschieht das auch, nur fällt es nicht auf. Das ergibt mehr als das Doppelte an Gewicht. Der Volksmund nennt es: Dreck. Wie kriegt man ihn weg? Man kann es versuchen mit Autofasten.
www.autofasten.at