Im März vor einem Jahr legte Olivier Ndjimbi-Tshiende sein Amt als Pfarrer in Zorneding bei München nieder, nachdem er Morddrohungen erhalten hatte. Nun hat er diese Vorfälle in einem Buch verarbeitet.
Ausgabe: 2017/38
19.09.2017 - Susanne Huber
Auf seine Kritik an der Flüchtlingshetze einer CSU-Politikerin hagelte es damals rassistische Anfeindungen. Olivier Ndjimbi-Tshiende ging auf Rückzug und begann, seine Gedanken niederzuschreiben. „Ich fragte mich, wie kann es sein, dass Christen zu Hass und Fremdenfeindlichkeit kommen. Wie fest ist unser Glaube? Wie vermitteln wir als Kirche die Werte des Christentums? Dann kam ich zu der Vision einer erneuerten Kirche, die sich immer wieder verändern sollte. Im Zentrum steht die Treue zu Jesus. ,Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.‘ ‚Der Friede sei mit euch‘ – das hat Jesus betont, das ist unser erstes Gebot, innerhalb und außerhalb der Kirche. Wer die Liebe lebt, der ist in Gott, weil Gott die Liebe ist“, sagt der 68-jährige gebürtige Kongolese, der seit 2005 in Deutschland lebt.
Forschung zu Flucht und Migration
Dass Olivier Ndjimbi-Tshiende gemeinsam mit seinen fünf Geschwistern zur Schule gehen konnte, dafür sorgte sein Vater, ein Bauern, der selbst nicht zur Schule ging. Dass es ihm möglich war, eine höhere Schule zu besuchen und in Folge in der Demokratischen Republik Kongo und in Deutschland zu studieren, verdankt er seinem Schuldirektor, einem belgischen Missionar, der ihn aus seinem Dorf zur Aufnahmeprüfung abholte. „Das war mein Schlüssel zu meinem jetzigen Leben“, sagt der Professor für Moralphilosophie, der derzeit an der Universität Eichstätt an einem Projekt zum Thema „Flucht und Migration“ forscht.
- Buchtipp: „Und wenn Gott schwarz wäre ... Mein Glaube ist bunt!“, von Olivier Ndjimbi-Tshiende. Gütersloher Verlagshaus 2017. Euro 18,50. Das Buch erscheint am 25. September 2017.