Malik Musa hat erstaunlich viel geschafft: Deutschkurs, Schulabschluss und die Ausbildung zum Pflegehelfer. Ilse Angleitner begleitet ihn dabei. Gemeinsam wollen sie Mut machen – zum Lernen und zum Helfen.
Ausgabe: 2018/06
06.02.2018 - Christine Grüll
Malik Musa hat seiner Mutter eine Nähmaschine nach Eritrea geschickt. Sie soll ihr eine gute Zukunft bringen. Wie seine eigene sein wird, weiß Malik Musa noch nicht. Er ist subsidiär schutzberechtigt. Das heißt, sein Asylantrag wurde abgelehnt, doch gleichzeitig wurde anerkannt, dass er in seinem Heimatland seines Lebens nicht sicher wäre. Malik Musa begnügt sich nicht mit Warten. Er lernt. In den letzten eineinhalb Jahren hat er den Pflichtschulabschluss an einer Neuen Mittelschule in Linz, das Zertifikat B2 in Deutsch und an der Schule für Sozialberufe die Ausbildung zum Pflegehelfer absolviert. Seine Prüfungen hat er mit ausgezeichnetem Erfolg oder sehr guten Noten bestanden. Wie ist ihm das gelungen?
Lange Stunden des Lernens
„Ohne Frau Angleitner hätte ich das nicht geschafft“, sagt der 27-Jährige in fließendem Deutsch: „Immer, wenn ich Schwierigkeiten habe, etwas zu verstehen, ist sie gerne und zuverlässig für mich da, als Mensch und als Lehrerin.“ Er hat Ilse Angleitner über die Caritas kennengelernt. Seit fast zwei Jahren verbringen sie viel Zeit miteinander. Nicht nur bei Behörden, zu denen die Linzerin ihn begleitet, sondern vor allem in den langen Stunden des Lernens. Ilse Angleitner macht das ehrenamtlich, zusätzlich zu ihrem Beruf und dem Engagement in der City-Pastoral. Es ist ihr ein Anliegen, Asylwerbenden zur Seite zu stehen – und die Zerrbilder und Vorurteile gegenüber Flüchtlingen und Asylberechtigten aufzuweichen.
Sein Schicksal berührt
„Hinhören, annehmen, da sein und mitgehen, das ist mein Leitgedanke“, sagt die ausgebildete Pädagogin. Die Geschichte seiner langen Flucht erschüttert sie. „Aus dem Erfahren, selbst gerne angenommen zu sein, kann ich gut nachfühlen, wie dem zumute ist, der in diesem Suchen noch dazu aus einer anderen Kultur, Sprache und mit schwerer Lebensgeschichte zu mir kommt“, sagt Ilse Angleitner: „Wenn ich mich davon berühren lasse, macht es Sinn, sich gemeinsam hinzusetzen.“ Mit dem Hinsetzen allein war es nicht getan. Damit Malik Musa lernen konnte, hat Ilse Angleitner Zeitpläne aufgestellt. Den oft schwierigen Lernstoff hat sie prüfungsorientiert aufbereitet. Malik Musa hat ihr die Kreativität und Hilfsbereitschaft mit seinem Fleiß gedankt. Das nächste Ziel haben die beiden schon vor Augen. Ein halbes Jahr hat Malik Musa ehrenamtlich in einem Seniorenheim gearbeitet, zu seiner Freude und zur Freude des Heimteams. Deshalb hat er im Oktober 2016 mit der Ausbildung zum Fachsozialbetreuer Altenarbeit begonnen. Es sei ihm ein Bedürfnis, das Wissen, das er sich aneignen durfte, auch sinnbringend einzusetzen, sagt Malik Musa: „Außerdem möchte ich den Menschen in Österreich etwas von dem Wohlwollen, das mir geschenkt wurde, zurückgeben.“ Beide wollen Asylwerbende ermutigen, ihre Zeit gut zu nützen, besonders, wenn sie (noch) nicht arbeiten dürfen. „Was sie gelernt haben, können die Menschen auch mitnehmen, selbst wenn sie vielleicht nicht in Österreich bleiben dürfen“, ist Ilse Angleitner überzeugt. Für sie als Begleiterin gilt jedenfalls: „Handle, denn es kommt auf dich an, und wage, dich dabei so herzlich einzubringen, wie du bist.“ « CHristine Grüll
- Die Caritas sucht Integrationslots/innen: Info unter www.caritas-linz.at/spenden-helfen/freiwilliges-engagement oder Tel. 0676/87 76 20 26.