Man muss es anerkennen. Eine so deutliche Distanzierung von Antisemitismus und sonstigem nationalsozialistischem Gedankengut hätten viele den Hauptrepräsentanten der Regierungsparteien nicht zugetraut, wie dies nun in der Nazi-Lieder-Affäre um die Burschenschaft Germania geschehen ist. Kommentar von Matthäus Fellinger
Ausgabe: 2018/06
06.02.2018 - Matthäus Fellinger
Bemerkenswert deshalb, weil sie von Politikern getroffen wurde, von denen viele sagen, sie hätten Österreich selbst bedrohlich weit nach rechts geführt.
Einmal vorausgesetzt, die Ansagen sind ernst und nicht bloß taktisch gemeint, dann wäre das ein hoffnungspendender Fortschritt. So hochrangig geäußert – und zwar im kritisierten Lager selbst – war die Distanzierung schon lange nicht. Man soll diesen Weg bekräftigen, denn es ist auch klar, dass dieser Kurs im betreffenden politischen Feld nicht leicht durchzusetzen sein wird. Und was ist mit denen, die da nicht mitziehen?
Das ist durchaus eine Chance jetzt. Der markante „Ruck“, der durch Österreich zieht, wäre dann kein zu Recht gefürchteter Rechtsruck mehr, sondern ein Abrücken von den Gräben der Unmenschlichkeit, die in der NS-Zeit so viel Leid gebracht haben.
Es geht aber nicht nur um eine Distanzierung von den Gräueln der Vergangenheit, sondern ebenso von jenen der Gegenwart. Wovon man sich distanziert, ist die eine Sache. Wozu man steht, die andere. Die Ernsthaftigkeit der gegenwärtigen Ansagen wird sich in einer vernünftigen und menschlichen Politik erweisen müssen.