Langsam beginnt der nachbarliche Winterschlaf. Doch im Sommer gehören Gespräche mit den Nachbarinnen und Nachbarn zum Gartenleben dazu. Mit einem Zaun gelingen sie am besten. Ein Unter Uns von Christine Grüll.
Ausgabe: 2016/44
31.10.2016 - Christine Grüll
Ein Zaun im Garten macht nur Sinn, wenn man ihn auch benützt. Weniger als Abgrenzung, vielmehr wird das nachbarliche Gespräch deutlich anregender, wenn ein Zaun dazwischensteht. Ob das dritte Kind zahnt, der Enkel den Führerschein macht oder die nächste Präsidentenwahl eh wieder nix wird, am Zaun lassen sich Familiäres, Politik und Wetter gut besprechen. Ganz ohne Verabredung. Angenehm unverbindlich. Wer nicht mehr reden mag, muss sich nicht groß verabschieden. „Bis später“ kann heißen, wir sehen uns morgen oder bei Schlechtwetter halt in ein paar Tagen. Wenn die Tage kürzer werden, verliert der Zaun an Bedeutung. Dann ziehen sich alle in ihren Bau zurück. Diesen Winter werde ich viel an die Nachbarin denken. Sie hat darum gebeten, dass wir den Baum in unserem Garten umschneiden. Sie hätte gerne mehr Sonne auf ihrem Rasen. Eine gute Nachbarschaft bedeutet, auch einmal einen Baum zu opfern. Hoffentlich fällt er nicht auf den Zaun!