„Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“. So wird in der Messe gebetet. Der Lebensalltag entfernt sich immer mehr davon. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2018/05
30.01.2018 - Matthäus Fellinger
Brot muss man nicht selber backen. Man bekommt es im Geschäft. Selbst dort backen sie – günstiger – mit Fertigmischungen. Wer näht seine Kleider selbst? Knöpfe und Zwirn würden fast so viel kosten wie ein fertiges Stück. Wer leistet sich einen vom Tischler gefertigten Tisch? Welcher Unternehmer stellt Menschen ein, wenn die Arbeit ein Roboter billiger macht – und niemals auf Urlaub geht? Rascher, präziser, preiswerter. Nur so lässt sich bestehen. Angeblich. Oder doch eher verlieren?
„Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“. So wird in der Messe gebetet. Der Lebensalltag entfernt sich immer mehr davon.
Letztendlich ist es die Freude, die im Streben nach schneller, präziser und preiswerter unter die Räder kommt. Die Entwicklung raubt Menschen der Berührung mit der materiellen Welt. Da geht es längst nicht mehr um ein Erleichtern der Arbeit. Dass jemand gerne arbeitet, mit Händen, damit rechnet man nicht. Man könne ja Sport betreiben. Die Freizeit wäre das Paradies.
Und mehr und mehr wird der Mensch zum unbeteiligten Zuschauer, Kontrolleur und lustlosen Konsumenten. Etwas selbst zu schaffen, mit eigenen Händen. Dem Wachsen zusehen. Die Anstrengung spüren. Die Enttäuschung, wenn etwas misslingt. Leben ohne garantierte Qualität. Da würde man spüren, worum es geht. Den Schweiß. Die Müdigkeit. Und vor allem: die Freude.