Ein Demenztraining macht das Leben wieder lebenswert
Die MAS Alzheimerhilfe sucht Menschen, die sich zu Demenztrainer/innen ausbilden lassen. Martina Hofer ist das seit elf Jahren – und lernt dabei fürs Leben.
Ausgabe: 2018/04
23.01.2018 - Christine Grüll
Bücher können den eigenen Lebensweg beeinflussen. Das hat Martina Hofer selbst erlebt. Nach 13 Jahren zu Hause bei den Kindern wollte sie etwas Neues beginnen. Ein Roman über einen demenzkranken Mann hat sie so fasziniert, dass sie sich zur MAS Demenztrainerin ausbilden ließ. Das ist elf Jahre her. Heute betreut sie eine Gruppe mit drei Klient/innen und vier Einzelpersonen. Martina Hofer entscheidet selbst, wie viele Stunden sie arbeitet. In die Begegnung mit ihren Klient/innen investiert sie eine Menge: an Gefühl, an Zeit und Verständnis. Was bekommt sie zurück? – Man lernt viel fürs Leben, sagt Martina Hofer.
Umfassendes Training
„Das Leben von Menschen mit Demenz kann durch Unterstützung sehr lebenswert sein“, sagt Martina Hofer. Alte Menschen spüren es bis zum Lebensende, wenn ihnen wertschätzend begegnet wird. In der Gruppe können die Klient/innen oft herzlich miteinander lachen. Sie fühlen sich verstanden, sind ohne Ängste und Verzweiflung darüber, dass durch die Krankheit vieles verloren geht. Doch auch in der Einzelarbeit lassen sich Betroffene gerne aus dem Alltag herausholen. Das hat mit Zuwendung zu tun, mit der Offenheit, mit der über die Krankheit gesprochen wird, und mit dem Training. Jede Woche bringt Martina Hofer ein anderes Thema ins Gespräch. Um die 50 Themen haben die Trainer/innen in ihrem Programm, und jedes wird immer wieder sorgfältig vorbereitet. Diese Woche geht es um das Wintergemüse. Welches Gemüse gab es früher um diese Jahreszeit und was gibt es heute zu kaufen? Martina Hofer geht mit verschiedensten Trainingsmaterialien an die Themen heran. Von Gedächtnistraining, Wahrnehmungsübungen, Musik und Bewegung bis hin zu Tastobjekten. Auch wenn Begriffe wie Kartoffel oder Zwiebel aus dem Wortschatz verschwinden – beim Tasten erkennen sie die Klient/innen noch lange. Bei Liedern ist es ähnlich. Eine Klientin, die Martina Hofer seit Jahren begleitet, war eine gute Sängerin. Die Lieder verschwanden aus dem Gedächtnis. Martina Hofer hat sie weitergesungen. Die Klientin hat immer darauf reagiert, auch als sie bettlägrig wurde: Der Fuß hat mitgewippt.
Freude an der Arbeit
„Ich werde oft gefragt, ob mich die Krankheit der Klientinnen und Klienten belastet“, sagt Martina Hofer. Ja, es geht ihr nahe, wenn die Männer und Frauen noch jünger sind. Doch sonst freut sie sich über das Strahlen, mit dem sie wöchentlich begrüßt wird. Martina Hofer schätzt besonders die Lebenserfahrung ihrer Klient/innen, ihre Ruhe und Gelassenheit. „Es ist irrsinnig schön, mit älteren Menschen zu arbeiten.“