Andrea ist katholisch, ihr Mann Daniel evangelisch. Seit 29 Jahren sind sie verheiratet und jeder ist bei seiner Konfession geblieben. Das Ehepaar Weber hat aber eine persönliche religiöse Reformation erlebt. „Reformation kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Erneuerung.“
Ausgabe: 2018/03
16.01.2018 - Josef Wallner
Bei der Ausbildung zu Heilpädagogen in Gallneukirchen haben sich ihre Wege gekreuzt. Daniel kam aus Kärnten, Andrea aus dem Oberen Mühlviertel. Sie lernten einander kennen und lieben und haben geheiratet. Die Ehe mit einem evangelischen Christen war für Andrea und ihre Familie kein Problem, auch nicht für Daniels Eltern, obwohl sie ein Heim der evangelischen Diakonie in Kärnten leiteten und der Vater als Prediger in der Kirche fest verankert war. Als Evangelischer im – katholischen – Oberen Mühlviertel fühlte er sich anfangs schon fremd, schrieb Daniel Weber kürzlich im katholischen Pfarrblatt seiner Heimatgemeinde Altenfelden. Aber es hat sich schließlich eins ins andere gefügt.
Das Trennende schwindet
Der entscheidende Punkt war, dass jeder von ihnen zu einem eigenen, persönlichen Glauben gefunden hat. Das war ihre persönliche Reformation. Gebetszeit, die täglichen Losungen, die Heilige Schrift und Gottesdienste haben für sie einen festen Platz in ihrem Leben – ohne dass einer der beiden seine Kirchenmitgliedschaft aufgegeben hätte. „Wir fanden für uns eine besondere Erneuerung im Glaubensleben und in einen ökumenischen Weg der Versöhnung. Das Trennende wurde immer nebensächlicher“, betonen beide. Daniel Weber ist in der evangelischen Gemeinde in Rohrbach engagiert, gleichzeitig singt er im Kirchenchor der Pfarre Altenfelden, seine Frau Andrea ist Mitglied der Katholischen Frauenbewegung und einer Frauengruppe, sie sagt aber: „Mein Herzensanliegen ist die Ökumene.“ Das zeigt sich im Einsatz für die „Ökumenische Gemeinschaft Oberes Mühlviertel – Felsenfest“: „Mir ist wichtig, dass der Glaube gelebt und verkündet wird.“ Rund vierzig Leute erreicht der Verein „Felsenfest“ mit den monatlichen Treffen, manche Mitglieder gehören Bibelkreisen an, die auch zwischendurch zusammenkommen. Großen Wert legt „Felsenfest“ auf die Jugendlichen: „Wir fördern die Jugendlichen im Glauben und ermuntern sie, diesen zu leben.“ So sind auch die Kinder des Ehepaars Weber für den Glauben engagiert. Der älteste Sohn ist wie seine Schwester Anna katholisch getauft, beginnt aber bei einer Freien Christengemeinde zu arbeiten, nachdem er in Basel und Marburg an freien Hochschulen Theologie studiert hat. Die jüngste Tochter Lea – evangelisch getauft – lebt derzeit in Nordindien und arbeitet in einem Zentrum der Jesuiten mit. Die Kinder von Andrea und Daniel Weber sind keinesfalls die einzigen, die aus dem Verein „Felsenfest“ in die Weite gegangen sind: Uganda, Philippinen, Südafrika, Dienst auf einem Missionsschiff sind nur einige der Destinationen, wo es junge Leute hingezogen hat. Daniel Weber erklärt mit Freude: „Das fasziniert uns selbst, dass die Jugendlichen ganz selbstverständlich über den Tellerrand schauen. Ökumene schafft Weite.“
Ökumenischer Gottesdienst
Linz. In der Gebetswoche für die Einheit der Christen (18. bis 25. Jänner 2018) feiern eine Reihe von christlichen Kirchen gemeinsam Gottesdienst: am 23. Jänner 2018, 18.30 Uhr, in der koptisch-orthodoxen Kirche, Wiener Straße 270, Linz. Predigt: Bischof Manfred Scheuer.