Die Melodie des Christlichen kommt auf der Welt erst so richtig zum Klingen, wenn sie nicht bloß auf dem Instrumentarium einer einzigen Konfession gespielt wird. Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2018/03
16.01.2018 - Matthäus Fellinger
Paarweise hat Gott den Menschen geschaffen. Fast jede Lebensform besteht in einer erstaunlichen Vielfalt. Leben gewinnt seine Spannkraft aus den Unterschieden.
Die jährliche „Weltgebetswoche um die Einheit der Christinnen und Christen“, stets von 18. bis 25. Jänner, steht bevor. Vielleicht könnte man auch die Einheit der Kirchen nach dem Bild der Schöpfung betrachten. Wenn nicht einmal der Mensch einheitlich geschaffen ist, sondern als Mann und Frau, mit unterschiedlichen Hautfarben, warum sollte dann Kirche einförmig sein? Gerade das Unterschiedliche macht das Leben spannend und anziehend.
In den letzten Jahrzehnten haben die christlichen Kirchen zu einer tieferen gegenseitigen Wertschätzung gefunden. Dabei eint sie weniger, was sie an Gleichem beim jeweils Anderen finden. Zusammengehörigkeit erwächst viel stärker aus der Anziehungskraft des Unterschiedlichen. Die Melodie des Christlichen kommt auf der Welt erst so richtig zum Klingen, wenn sie nicht bloß auf dem Instrumentarium einer einzigen Konfession gespielt wird.
Es ist, wie es unter den Menschen ist: Einig sind sie im gemeinsamen Wollen im gemeinsamen Zeugnis. Die Instrumente mögen verschieden sein, aber die Partitur, nach der gespielt wird, ist die gleiche: das Evangelium. Und: Sie leben auf derselben Erde auf den einen Himmel zu.