Manche Menschen zeigen sich heute fasziniert von der Idee einer Wiedergeburt. Nebenbei geben sie aber auch vor, sich dem Christentum verbunden zu fühlen. Beeinflusst ist dieser Gedankenwirrwarr sicher durch die Esoterik und die heutige Sympathie für asiatische Religiosität.
Einigen Menschen scheint es plausibel, dass man nicht nur ein Leben hat, sondern sich durch mehrere Leben zur Vollendung oder einem gänzlichen Vergehen hocharbeiten muss. Was kann in solch einer Situation die christliche Verkündigung tun? Wie kann sie die Einmaligkeit dieses einen Lebens und der Ewigkeit danach glaubhaft darlegen? Es gibt ja tatsächlich Religionen, wie den Buddhismus und den Hinduismus, welche die Wiedergeburt lehren. Dem Christentum aber, wie auch dem Judentum und dem Islam, sind solche Lehren vollkommen fremd.
Falsche Vorstellungen. Aber die Wiedergeburtslehre, vor allem bei den Esoterikern, hat mit den Vorstellungen in den asiatischen Religionen wenig zu tun. Ein Hindu zum Beispiel unternimmt alles, um aus dem Kreis der Wiedergeburt herauszukommen. In den asiatischen Religionen ist Wiedergeburt eine Strafe, ein Fluch, den es zu vermeiden gilt. Aber ein Esoteriker europäischer Prägung will in den Kreislauf der Wiedergeburt hinein. Für die Esoteriker scheint es ein Trost zu sein, oft nach einem verpatzten und misslungenen Dasein, noch einmal leben zu können. Worin liegen die wesentlichen Unterschiede einer Wiedergeburtslehre vom Glauben an die Auferstehung? Vor allem sind es drei Momente:
Der christliche Glaube geht von einer linearen Zeitvorstellung aus. Dazu gehört, dass Gott vor rund 2000 Jahren seinen Sohn in diese Welt gesandt hat. Das ist ein Vorgang, der sich nicht wiederholen wird. Die Zeit erhält hier ihren Einmaligkeitscharakter, jede Sekunde ist kostbar, sie kommt nie mehr wieder. So ist auch der Tod etwas Einmaliges. Er ist wie das Gehen durch eine Tür, die außen „keine Schnalle“ hat. Es ist nicht ein Geschehen, wo einfach nur „die Pferde gewechselt“ werden. Die Lehre von der Wiedergeburt geht aber von einem Kreismodell aus: Alles wiederhole sich, Geburt – Leben – Tod – Geburt.
Der christliche Glaube nennt Leib und Seele eine Einheit. Sie macht die Person aus. Bei jeder Wiedergeburtslehre steht die Trennung der Seele vom Leib im Vordergrund. Die Seele sei es, die sich einen neuen „Leib“ suche. Auferstehung im christlichen Glauben meint ein Leben in Einheit, mit Seele und einem „verklärten Leib“.
Dem Glauben an die Wiedergeburt liegt die Annahme zu Grunde, dass der Mensch sich „Erlösung erarbeiten und verdienen“ müsse. Weil er das in einem einzigen Leben selten schaffe, müsse er es in mehreren Leben versuchen, solange bis es gelingt – Erlösung durch Selbsterlösung. Mit der Auferstehung zeigt der christliche Glaube einen seiner schönsten Inhalte. Gott schenkt dem Menschen nach dem Tode ewiges Leben. Man muss sich Auferstehung nicht verdienen. Da geht es nicht um Leistung, sondern um ein Geschenk Gottes. Aber das setzt den Glauben an Gott voraus. Zu diesem Glauben sind Christen eingeladen und aufgerufen.
Bei der Auferstehung ist Gott der Handelnde. Aber was Menschen dann erwartet, wird alles Vorstellbare in den Schatten stellen. Dazu heißt es beim Apostel Paulus, „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist, hat Gott denen bereitet, die ihn lieben.“ «