Türen sagen etwas über den Zustand einer Gesellschaft. Man kommt nicht so leicht hinein in die Behausungen und Einrichtungen des modernen Lebens. Offene Türen findet man selten. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2018/02
09.01.2018 - Matthäus Fellinger
Eingangsbereiche sind Sicherheitstrakte geworden – mehrfach verschlüsselt, mit Codes versehen, mit Kameras bestückt. Sicher ist sicher.
Sicherheit lässt man sich etwas kosten. Das Geschäft damit ist ein Wachstumszweig – das Versprechen von Sicherheit ein Erfolgsrezept. Geschlossene Gesellschaften. Das ist das Ergebnis.
Doch wer sich einsperrt, sperrt sich auch aus, grenzt sich ab, wird unzugänglich. Nicht nur das Schlimme, auch das Gute bleibt dann draußen vor der Tür.
Wenn doch jemand käme! Das ist das Leid vieler, die hinter verschlossenen Türen einsam geworden sind. Ob nicht ein Leben mit offenen Türen die bessere Wahl wäre? Der leichte Zugang zum Nächsten? Mit einem anderen Wort: Gastfreundschaft? Sie ist verknüpft mit dem Risiko, dass man nicht weiß, wer kommt. Es sind die Überraschungsgäste, die das Leben zum Pulsieren bringen.
Die besseren Sicherheitstüren sind die geöffneten Türen: Türen, bei denen man sich sicher sein kann: Da bin ich willkommen. Nicht die Techniken des bestmöglichen Schutzes vor anderen führen zum Glück, sondern die des Zueinanderkommens.