Vertriebene irakische Christen aus der Ninive-Ebene wollen wieder zurück in ihre Städte und Dörfer. Die von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) verwüstete Region muss aber erst wieder aufgebaut werden. Hilfe gibt es dabei vom internationalen päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“.
Ausgabe: 2018/01
02.01.2018 - Susanne Huber
Trümmer, wo man hinschaut. Der Islamische Staat hat seine Spuren hinterlassen. Es sind Bilder der Verwüstung in der Ninive-Ebene im Irak. Es war im August 2014, als dort laut Schätzungen 120.000 Christen und andere Minderheiten vor der Terrormiliz flüchten mussten – nach Erbil, der Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan im Norden des Irak, und weiteren Städten in der Umgebung.
Anpacken und aufbauen
Nachdem im November 2016 die Region vom IS wieder befreit wurde, versuchen die Christen in ihre Heimat zurückzukehren. Nun heißt es anpacken und die Häuser in den Städten und Dörfern der Ninive-Ebene wieder aufbauen. Das ist keine leichte Aufgabe. „Es fehlt an allen Ecken und Enden. Abgesehen von den privaten Häusern und Gebäuden wie Schulen und Spitälern, die zerstört sind, mangelt es an der Strom- und Wasserversorgung und an Sicherheit“, erzählt die irakische Ordensfrau Larsa Khazmee. Politisch gäbe es noch keine Lösung für die Ninive-Ebene, die großteils von der irakischen Armee und teils von den Peschmerga, den Streitkräften der Autonomen Region Kurdistan, kontrolliert wird. Die Dominikanerin ist Ärztin in einem staatlichen Krankenhaus in Erbil. Zweimal wöchentlich arbeitet sie dort auch in „Sankt Joseph“, einer kleinen Klinik der chaldäisch-katholischen Erzeparchie, wo sie gemeinsam mit ihren Mitschwestern Binnenflüchtlinge ärztlich versorgt.
Hilfe
Momentan leben in Erbil noch mehr als 90.000 Christen. Das Leben hier gestaltet sich beschwerlich, Mieten und Nahrungsmittel sind teuer. Rund 24.000 Christen sind bereits in die Ninive-Ebene zurückgekehrt. Insgesamt müssen in neun christlichen Dörfern der Region 13.000 Häuser wieder aufgebaut werden, die zum Teil komplett zerstört, durch Feuer niedergebrannt oder teilweise beschädigt worden sind. Betroffen sind private Häuser, Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser, Kirchengebäude, Kultur- und Sportzentren, Friedhöfe und Obstgärten. Unterstützt wird der Aufbau unter anderem von den örtlichen chaldäisch-katholischen, syrisch-katholischen und den syrisch-orthodoxen Kirchenvertretern; und vom internationalen päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“.
Beten
Sr. Larsa betet stets für eine friedliche Lösung in diesen prekären Zeiten. „Wir hoffen, dass in Zukunft all die unterschiedlichen Religionen und Kulturen in unserem Land in Frieden und Sicherheit zusammen leben und wir Christen in unserer Heimat bleiben können. Unsere Wurzeln sind hier“, sagt die Ordensfrau. Die Christen haben eine fast 2000-jährige Geschichte im Irak. „Jesus Christus hat mich dazu inspiriert, Ordensfrau zu werden – trotz der Schwierigkeit, als Christin in einer Minderheit zu leben. Die Menschen wollen vor Ort wieder neu beginnen und sich eine Existenz aufbauen, auch wenn das nicht leicht ist. Und ich möchte bei ihnen sein, als Dominikanerin und als Ärztin. Es gibt Hoffnung und Liebe. Und das stärkt den Glauben noch mehr.“
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