2018 kommt vieles auf uns zu, was Österreichs Geschichte und auch Identität berührt: Der Jahrestag des „Anschlusses“ an NS-Deutschland und die Republiksgründung 1918, aber auch die oft vergessene Revolution 1848 sowie der Beginn des Dreißigjährigen Kriegs. Dazu sind aktuelle Bücher erschienen.
Ausgabe: 2018/01
02.01.2018 - Ein Überblick von Heinz Niederleitner
Erinnerungsorte der Revolutionen
Wussten Sie, dass im Stephansdom eine Schussdelle der Revolution von 1848 zu sehen ist? Der Historiker Wolfgang Häusler nimmt seine Leser/innen mit auf einen interessanten Rundgang zu Spuren von Revolution und Vorkämpfern der Demokratie in Österreich. Dabei geht es keineswegs nur um 1848. Ein Nachteil des Buches ist allerdings, dass es einiges an geschichtlichem Vorwissen verlangt.
Das Ende der Monarchie
Warum musste Kaiser Karl 1918 ins Exil? War er ein Friedenskaiser? Wurden die Habsburger enteignet? Starb Karl verarmt in einer feuchten und ärmlichen Unterkunft? Katrin Unterreiner beschäftigt sich mit spannenden Fragen und räumt leicht verständlich mit Mythen auf. Das Bild, das dabei von Österreichs letztem Kaiser entsteht, ist nicht schmeichelhaft.
„Kaltstart“ für die Republik
Die Erste Republik entstand unter denkbar schwierigen Umständen, sowohl politisch als auch wirtschaftlich. Walter Rauscher führt in seinem informativen Überblick vom Zusammenbruch der Monarchie bis zur Völkerbundanleihe die Widrigkeiten vor Augen – zum Beispiel die Not der Menschen oder der Druck durch die Nachbarstaaten und durch den Friedensvertrag von Saint-Germain.
Österreichische Republiksgeschichte
Die Erste und die Zweite Republik verbindet nicht nur die gemeinsame Verfassung von 1920. Insofern ist Manfried Rauchensteiners gut lesbare Gesamtdarstellung der Republik, inklusive der „Unterbrechung“ durch Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur und NS-Zeit, ein wichtiger Ansatz. In den Kapiteln zur jüngsten Zeit ist ein Vergleich der Analysen des Autors mit den eigenen Ansichten spannend.
Der „Anschluss“ und die NS-Zeit
Mit seiner Gesellschaftsgeschichte Österreichs in der NS-Zeit gelang Kurt Bauer eine grandiose Verbindung von wissenschaftlicher Zusammenschau sowie zum Teil dramatischer und menschennaher Beschreibung. Herausgekommen ist nicht nur eine profunde Darstellung, sondern auch ein sehr gut lesbares, detailreiches und zudem fesselndes Buch.
Die „Aktualität“ des Dreißigjährigen Krieges
400 Jahre werden im Mai seit dem Prager Fenstersturz, dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges, vergangen sein. Ein Anliegen der umfangreichen Darstellung des Politikwissenschaftlers Herfried Münkler ist es, zu zeigen, dass sich in heutigen lang andauernden Konflikten (z. B. im Nahen Osten) Parallelen zum Konflikt im 17. Jahrhundert finden lassen.