Zu Beginn eines jeden Jahres gehen die Sternsinger von Tür zu Tür. Vor allem Kinder, aber auch Erwachsene schlüpfen in die Rollen der Heiligen Drei Könige. Was ihr am Sternsingen gefällt, verrät die langjährige Sternträgerin Maria Böhm aus Grünbach.
Ausgabe: 2018/01
02.01.2018 - Paul Stütz
Wie lange sind Sie als Sternsingerin aktiv?
Maria Böhm: Das erste Mal war ich schon in den 1980er Jahren Sternsingerin, als Jungscharmädchen. Dann habe ich ein bisschen pausiert durch meine Berufsausbildung und Familiengründung. 2004 bin ich mit 29 Jahren wieder eingestiegen. Ab welchem Alter kann man in Grünbach bei den Sternsingern mitmachen?
Böhm: Bei uns fängt es mit zehn Jahren an. Jüngere sind nicht dabei, weil es stark ist, einen ganzen Tag unterwegs zu sein. Als ich ein Kind war, sind die Sternsinger ausgewählt worden. Man wollte nur sehr gute Sänger. Damals haben viel weniger bei der Aktion mitgemacht. Heute sind alle herzlich willkommen, die Sternsinger sein wollen.
Haben Sie für sich selbst beim Sternsingen ehrgeizige Ziele?
Böhm: Natürlich wollen wir schon möglichst gut singen. Noch wichtiger ist aber, dass man den Leuten Freude macht, ihnen den Segen fürs neue Jahr bringt und für die Ärmeren auf der Welt etwas tun kann.
Verkleiden Sie sich gerne?
Böhm: Ja, mir taugt es, mich als Sternsingerin zu verkleiden, mit Schminke, Krone und allem, was dazugehört.
Haben Sie immer die gleiche Rolle?
Böhm: In der Erwachsenengruppe sind wir vier Frauen und drei Männer. Jeder Mann hat seine Königsrolle, die Frauen sind die Pagen. Ich bin immer die Sternträgerin. Ich bin die Kleinste in der Gruppe. Das macht sich vom Bild her am besten, die Kleinste mit dem Stern nach vorne hinzustellen.
Was ist die Aufgabe der Sternträgerin?
Böhm: Anläuten, die Sternsinger anmelden, fragen, ob man reinkommen darf. Dann stellen wir uns meistens zum Christbaum oder zum Kreuz. Die Sternträgerin erzählt, dass sich die Heiligen Drei Könige aufgemacht haben, die frohe Botschaft zu verkünden.
Welchen König stellt Ihr Mann dar?
Böhm: Er ist immer der braune König. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob das Melchior, Caspar oder Balthasar ist.
Wer welche Farbe hat, ist bei den Königen auch nicht ganz eindeutig festgelegt. Unabhängig davon: Sternsingen ist bei Ihnen jedenfalls quasi ein Familienunternehmen?
Böhm: Ja, mein 19-jähriger Sohn und meine 17-jährige Tochter waren schon sehr oft als Sternsinger unterwegs. Mein Mann Roland und ich organisieren außerdem gemeinsam mit Ulli Friesenecker und Andreas Hager die gesamte Sternsingeraktion in Grünbach. Mein Mann ist für das Musikalische zuständig, ich kümmere mich um die Gruppeneinteilung, die Mittagessen, die Buschauffeure, die Sternsingergeschenke, also alles, was rund um die Aktion zu managen ist.
Gehen Sie als Erwachsenengruppe alles zu Fuß?
Böhm: Nein, auch wir Erwachsene lassen uns in die entlegeneren Ortschaften bringen. Wir sind mit einem Kleinbus unterwegs, weil unsere Gruppen im Durchschnitt aus sieben Personen bestehen. Drei Könige, drei Pagen plus Sternträger. Bei den Kindergruppen ist dann noch eine Begleitperson dabei.
Was gefällt Ihnen am Sternsingen?
Böhm: Sich einsetzen, dass man was bewegen kann nicht nur im Ort, dass man den armen Menschen hilft. Es ist ein tolles Gemeinschaftserlebnis. 50 bis 60 Menschen sind in Grünbach an der Aktion beteiligt. Die jungen Leute sind voll motiviert. Der ganze Ort steht dahinter.
Lassen die meisten Leute die Sternsinger rein ins Haus?
Böhm: Ja, bei uns am Land ist das noch erwünscht. Viele bitten uns ins Wohnzimmer.
Bekommen Sie als Erwachsene so wie die Kinder Süßigkeiten geschenkt? Oder eher doch Schnaps?
Böhm: Die Leute wissen oft nicht, wer kommt, da haben sie Süßigkeiten gerichtet, weil sie mit Kindern gerechnet haben. Wir Erwachsene nehmen gerne Süßigkeiten, wir freuen uns sehr darüber. Es gibt aber auch immer wieder ein Schnapserl. Es ist schön, gemeinsam auf ein neues Jahr anzustoßen. «