Es gibt auch den Sauberkeitswahn im Menschlichen. Doch wer den anderen nur steril – ohne die Kratz- und Schmutzspuren – gelten lässt, wird ihm nicht gerecht werden.
Ausgabe: 2018/01
02.01.2018 - Matthäus Fellinger
Weg mit den schlechten Gerüchen! Im Auto war dies die Aufgabe des Wunderbaums, der einst vom Innenspiegel baumelte. Die chemische Industrie ist erfindungsreich im Kampf gegen Geruchsbeeinträchtigungen jeder Art und an allen möglichen Orten. So etwas muss nicht sein. Heutzutage nicht.
Ein paar Körner Weihrauch. Das ist die Gabe der Sternsingerkinder bei ihrer Tour durch Straßen und Dörfer. Da geht es nicht um Geruchsbeseitigung, im Gegenteil. Sie bringen Geruch ins Haus. Eine Art Duftnote der göttlichen Verheißung. Die Weihrauchkörner stehen dafür.
Man kann die Gottesbotschaft in ihrer ganzen Größe nur schlecht oder andeutungsweise in Worten zum Ausdruck bringen. Doch alle Sinne stehen offen dafür. Auch die Nase. Wer sich in die Gerüche der Welt hineinbegibt, vor allem in den Geruch des Menschlichen, für den wird sich Begegnung in „Wohlgeruch“ wandeln.
Es gibt auch den Sauberkeitswahn im Menschlichen. Doch wer den anderen nur steril – ohne die Kratz- und Schmutzspuren – gelten lässt, wird ihm nicht gerecht werden. Einander„riechen“ lernen. Darum geht es: Menschen nicht bloß in ihrem frischgewaschenen Zustand der Sauberkeit, sondern mit den „Gerüchen“ des täglichen Lebens anzunehmen. Dann wird wahr, was die Weihrauchkörner verheißen.