Weihnachten, wie es noch nie war. Jugendliche erzählen in einer Performance die Weihnachtsgeschichte aus einem ganz anderen Blickpunkt. Was das heißt, verrieten zwei, die bei der Aufführung viel miteinander streiten: die Sadduzäerin Doris Kastner und der Jesus Jakob Pühringer.
Ausgabe: 2017/51
19.12.2017 - Paul Stütz
Eine Performance ist ein ungewöhnlicher Zugang zu einer Weihnachtsaufführung. Was kann das Publikum erwarten? Doris Kastner: Ich sage gleich: Bitte erwarten Sie kein Hirtenspiel, das wird es nicht! Man soll auf Überraschungen gefasst sein.
Wie wird die Geschichte erzählt? Doris: Jesus wird vor allem als Erwachsener dargestellt mit seinem Leben, mit seinem Wirken, mit seiner Botschaft. Jakob Pühringer: Ich spiele in meiner Rolle sicher nicht den braven Jesus, der immer nur lieb ist. Jesus gerät in Streit mit anderen. Seine Botschaft ist kontrovers. Jesus ist nicht nur das Kind in der Krippe, sondern ein Mensch, der etwas zu sagen hat und einiges bewirkt hat.
Ihr streitet in euren Rollen als Jesus und Sadduzäerin viel miteinander. Um welche Themen geht es da? Doris: Ich poche als Sadduzäerin, die Vorsitzende bei Gericht ist, auf das Einhalten der Gesetze. Zum Beispiel, dass eine Ehebrecherin gesteinigt werden soll. Jesus hält sich bekanntlich nicht daran. Aus diesem Konflikt werden die Aspekte der Jesusbotschaft herausgearbeitet und auch in die heutige Zeit übertragen. Jakob: Wir kritisieren in dem Stück das Burka-Verbot in Österreich. Doris: Der Frauenaspekt ist zentral in unserer Performance. Im Alten Testament herrscht der Mann über die Frau. Heute wird das anders gesehen, das ist einerseits völlig klar. Andererseits gibt es noch immer keine volle Gleichberechtigung. Das zeigt gerade das Burka-Verbot. Warum muss es das geben? Es schränkt doch Frauen in ihrer Eigenständigkeit ein.
Welchen Umgang hat Jesus mit den Frauen, wie setzt ihr das im Stück um? Doris: Von der jüdischen Tradition her haben Männer und Frauen ein distanziertes Verhältnis und das wird von Jesus total aufgebrochen Er macht auch vor „sündigen“ Frauen nicht Halt. Jakob: Es gibt eine Szene, in der Jesus einer Sünderin begegnet. Er lässt sich von ihr berühren, wodurch eine Spannung entsteht, die man als erotisch bezeichnen kann. Ich glaube, das wird nicht allen ins Konzept passen.
Was ist global gesprochen die Botschaft von der X-Kindl-Performance?
Doris: Eine Aussage der Performance ist, dass man nicht in die Kirche gehen kann und dann draußen im Leben nichts davon einhält, was der Glaube vermittelt. Jakob: Jesus darf nicht bloß das Wachspüpplein in den Andachtswinkeln gemütlicher Stuben sein, sage ich am Schluss des Stückes. Doris: Wir wollen die Zuschauer/innen zum Nachdenken anregen, was wirkliche Weihnachtsbotschaft ist. Hinterfragen wollen wir, inwieweit der Weihnachtsstress mit dem vielen Geschenkekaufen notwendig ist. Braucht man das wirklich?
Wie geht ihr selbst mit dem Weihnachtsstress um? Doris: In unserer Familie wichteln wir heuer zum ersten Mal. Statt fünf Geschenken muss ich nur noch eines kaufen. Ich überlege mir eher kleine Geschenke für meine Freunde. Schenken macht mir eine zu große Freude, als dass ich es abschaffen möchte. Jakob: Für mich sind nicht die Geschenke im Vordergrund, sondern dass ich mit Familie und Freunden Zeit verbringen kann. «
X-Kindl-Performance
Die X-Kindle-Performance, eine alternative Weihnachtsgeschichte, führen Jugendliche aus dem Raum Steyr in der Pfarrkirche Steyr-Christkindl auf. Die Geschichte wird so erzählt, als würde sie in der Gegenwart stattfinden. Die vier Spieltermine:
- Fr., 22. Dezember 2017, um 19.30 Uhr
- Sa., 23. Dezember, um 11 Uhr, 15 Uhr und 18 Uhr.
Tickets: samuel.haijes[at]diozese-linz.at