„Kirche von Linz, wo bist du? Wo ist dein Platz?“ In eine Art Gewissenserforschung über den Weg der Kirche nahm Bischof Manfred Scheuer die rund 1000 Feiernden in seiner Predigt bei der Altarweihe des neu gestalteten Linzer Mariendoms am 8. Dezember mit.
Ausgabe: 2017/50
12.12.2017 - Matthäus Fellinger
Gott ist auf der Suche nach dem Menschen, der sich verlaufen hat, führte Scheuer im Sinn des Patroziniums von Mariä Empfängnis ein. Der Weg der Kirche ist der Mensch, rief er ein Wort von Papst Johannes Paul II. in Erinnerung. „So ist der Platz der Kirche auf den Straßen und Wegkreuzungen, zwischen Dienstleistungen und Industrie, in den Kirchen und Kapellen, auf den Wallfahrten und Besinnungswegen, bei den Krippen und bei Asylwerbern und Flüchtlingen, in der Schönheit der Liturgie, der Kunst und der Natur, zwischen Brauchtum, Tradition und stillem Exodus, zwischen Heimat und Weltkirche.“ Für die Kirche von Linz gelte die Frage auch umgekehrt: „... wo bist du nicht – oder nicht mehr? Wo hast du dich resigniert zurückgezogen?“
Die Neugestaltung des Domes soll, so Bischof Scheuer, ein Zeichen sein, „dass die Kirche kein Museum ist, sondern Gegenwart und Zukunft hat“. Besonders ging Scheuer auf den neu gestalteten Ambo und den Altar ein. Das Zweite Vatikanische Konzil spreche von zwei Tischen: dem Tisch des Wortes und dem Tisch des Brotes.
Pastorale Arbeit stütze sich nicht auf den Reichtum der Mittel, sondern auf die Kreativität der Liebe, meinte der Bischof. Zähigkeit und Mühe, Arbeit, Planung und Organisation seien nützlich, allem voran aber müsse man wissen, dass die Kraft der Kirche nicht in ihr selbst liegt, sondern sich im Geheimnis Gottes verbirgt.
Neben Vertretern des Landes waren auch aus anderen österreichischen Diözesen und Partnerdiözesen im Ausland Gäste gekommen, so der Nuntius Peter Stephan Zurbriggen und der Budweiser Bischof Vlastimil Krocil. Mit Bischof Scheuer feierte der emeritierte Linzer Bischof Maximilian Aichern OSB den Weihegottesdienst mit. Bischof Ludwig Schwarz war erkrankt.
Der evangelische Superintendent Gerold Lehner und Lothar Pöll von der Methodistenkirche feierten ebenso mit.
Vor der eigentlichen Altarweihe wurden unter dem neuen Altar von Bischof Manfred Scheuer Reliquien des seligen Engelmar Unzeitig und des seligen Josef Mayr-Nusser bestattet. Reliquien von Franz Jägerstätter befinden sich seit seiner Seligsprechung bereits im Dom.
Am Ende des Festgottesdienstes dankte Bischofsvikar und Dompropst Wilhelm Vieböck allen am Umbau Beteiligten.
Für Christen im Irak
Die Kollekte zur Gabenbereitung kam dem Wiederaufbau der Immaculata-Kirche in Qaraqosh (Irak) zugute, die von IS-Terroristen zerstört worden war. Die Diözese Linz möchte dazu beitragen, dass die christlichen Gemeinschaften in der Ninive-Ebene und im ganzen Irak wieder Heimat und Geborgenheit in ihren Gotteshäusern finden können. Nach dem Festgottesdienst waren alle Mitfeiernden zu einer Agape und zum Beisammensein auf dem Linzer Domplatz eingeladen.
Am Nachmittag ließen die Linzer Dommusik und andere Ensembles zusammen mit Domorganist Wolfgang Kreuzhuber und Heinrich Reknagel die Akustik des Domes erleben.
Predigt von Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer zur Altarweihe im Linzer Mariendom