Pater Clemens Kriz ist seit 25 Jahren Aids-Seelsorger. Anlässlich des Weltaidstages am 1. Dezember erzählt er, wie es dazu kam.
Ausgabe: 2017/48
28.11.2017 - Susanne Huber
Der Trinitarierpater erinnert sich. „Nach einer Beerdigung eines Aids-Verstorbenen wurde ich etwas zynisch gefragt, ob ich auch bereit wäre, die Lebenden zu besuchen. Da habe ich natürlich gleich zugesagt.“ Das ging dann relativ rasch. „Ich weiß noch, es war am Faschingsdienstag 1992, als es hieß, ich müsse rasch kommen, der Patient hat nicht mehr lange zu leben. Also bin ich nach der Abendmesse sofort mit vollem Habit ins Krankenhaus gefahren.“ Aids-Seelsorge habe es in Österreich damals nicht gegeben und Clemens Kriz erkannte, dass es notwendig und wichtig wäre, hier ein Zeichen seitens der Kirche zu setzen.
Veränderung
Anfangs hat der Aids-Seelsorger der Erzdiözese Wien die Patienten im Spital betreut; darüber hinaus auch die Eltern, die Freunde, das soziale Umfeld. „Es gab Fälle, wo Eltern ihr Kind nicht mehr besuchten, weil sie sich genierten, aber auch ratlos waren. Da sind viele dankbar gewesen, dass es einen Pfarrer gibt in diesem Bereich.“ Der gebürtige Wiener, Jahrgang 1955, erlebte noch die Zeit, wo monatlich vier, fünf Aidspatienten gestorben sind auf der Station. Heute ist die Krankheit gut behandelbar und nicht mehr zwangsläufig ein Todesurteil. „Jetzt ist es so, wenn die Leute reden wollen, melden sie sich einfach bei der Aids-Seelsorge in Wien oder sie kommen direkt vorbei.“ Im Laufe der Jahre hat sich bestätigt, was ihm ein Münchner Pfarrer einmal voraussagte: Die Aids-Seelsorge schließt keine Türen, sondern öffnet sie. „Es kommen immer wieder Leute zu mir, die mit Aids nichts zu tun haben, aber sie sagen: Wenn Sie dafür Verständnis haben, dann komme ich mit meinem Anliegen auch.“