Jedes Kino muss ihn haben, jedes Geschäft, überhaupt jedes Gebäude, in dem sich viele Menschen aufhalten: den Notausgang. Gut gekennzeichnet und offen gehalten muss er sein – damit man schnell wegkommt, wenn es brenzelig wird. Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2017/48
28.11.2017 - Matthäus Fellinger
Vielleicht braucht es in unserer Zeit noch dringlicher so etwas wie „Notzugänge“. Wenn das Miteinander nicht mehr möglich erscheint und jeder seine eigenen Wege geht, man dem anderen nichts Gutes mehr wünscht oder zutraut, wird Leben gefährlich. Einen Notzugang braucht es dann: eine Verbindung, die auch in gespannten Verhältnissen ein Zueinander offen hält. Ohne ein Mindestmaß an Verbindung – als Respekt, als Toleranz – gibt es kein Miteinander. Verbindungslosigkeit ist ein gefährlicher Zustand des Zusammenlebens. Wo Menschen nichts mehr voneinander wissen wollen, sich nur mehr voneinander distanzieren, sich abgrenzen, das Weite suchen, wird eine Gesellschaft brüchig – und trägt nicht mehr.
Advent ist ein Zueinander-Weg. Ein Not-Zugang, weil Vereinzelung die Menschen krank und gleichgültig macht. Er ist eine Tür, die man nicht verstellen soll. Nicht: Weg von allem, sondern: hin, aufeinander zu. Eine Vorbereitung auf das Entgegenkommen Gottes ist es. Er hat nicht den Fluchtweg aus der Welt gewählt, sondern den Zugang. Welch ein Glück.