Über eine besondere Inschrift auf einer Parkbank schreibt Josef Wallner in seinem Unter Uns.
Ausgabe: 2017/47
22.11.2017 - Josef Wallner
Beim Spazierengehen bin ich kürzlich vor einer Parkbank stehen geblieben. Gar nicht so selten sind die Rückenlehnen der Bänke mit Metallschildern versehen, auf denen der Name der Institution steht, die sie gespendet hat: der örtliche Verschönerungsverein oder die Sparkasse. Auf der Bank, die meine Aufmerksamkeit auf sich zog, fand sich nicht der Sponsor, sondern eine Botschaft: „Rede über die guten Zeiten“. Wer immer dies anbringen ließ, muss ein kluger Mensch gewesen sein und ein exzellenter Kenner seiner Zeitgenossen. Auf Parkbänken wird nicht nur gerastet, sondern man kommt manchmal auch mit seinen Sitznachbarn ins Gespräch und gar nicht so selten ein bisschen ins Schimpfen: über die Papierl, die neben dem Mistkübel liegen, über die Schüler, die mit ihren Skateboards Lärm machen, und, und, und. Da ist die Erinnerung, einmal bewusst über gute Zeiten, über schöne Erlebnisse zu reden, eine tolle Idee. Der Herbst ist nicht die Jahreszeit, in der man sich auf Bänken im Freien niederlässt, aber die Idee von Bänken mit der Botschaft „Nicht sudern, sondern über das Schöne reden“ lässt sich selbstverständlich problemlos ins eigene Wohnzimmer übertragen.