Manchmal erlebt man dieses Staunen, wenn man die Nebeldecke durchstößt, oder wenn der Himmel von selber aufreißt: Wie ganz anders die Welt dann erscheint, wie schön sie von oben ist. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2016/44
31.10.2016 - Matthäus Fellinger
Bei uns herrscht strahlender Sonnenschein, erzählen die Glücklichen, die oben wohnen. In Senken und Tälern hebt er sich oft gar nicht. Der Nebel. Und es ist die Zeit der düsteren Tage. Nässe und Dunkelheit erschweren die Sicht. Es ist nicht einfach, sich zurechtzufinden im Nebel. Wer unterwegs ist, tut gut daran, es langsam zu sein.
Manchmal erlebt man dieses Staunen, wenn man die Nebeldecke durchstößt, oder wenn der Himmel von selber aufreißt: Wie ganz anders die Welt dann erscheint, wie schön sie von oben ist. Was von der Unterseite so düster und grau erschien, ist von oben von besonderem Zauber. Wie unter einer Daunendecke liegt die Landschaft da. Kein Wunder, dass man den Himmel dort oben vermutet. Schlechte Sichtverhältnisse bedeuten noch lange nicht, dass die Welt dahinter düster und dunkel wäre – es ist nur viel schwerer, sie wahrzunehmen.
Glauben hat mit der Fähigkeit zu tun, gegen den eigenen Augenschein an das Gute zu glauben. Es gibt gute Gründe, an die größere, die weitere Perspektive zu glauben, die sich nicht nur aus der eigenen Erfahrung nährt. Gott sei Dank ist Glaube nicht nur „Privatsache“, wie manche einem weismachen wollen. Christen und Christinnen leben auch aus den Erfahrungen anderer – gegenwärtig und über die Zeiten hin. So wissen sie vom Himmel, der über den Wolken liegt.