Auf Zusammenhalt hinwirken – und Versöhnung möglich machen. Die Kraft dazu steckt in den Religionen. Das wurde beim 12. Linzer Religionsgespräch deutlich.
Ausgabe: 2017/46
14.11.2017 - Matthäus Fellinger
Im Namen der Religionen ist viel Schreckliches geschehen, doch in den Religionen steckt auch das Potential für Versöhnung. Das betonte EU-Parlamentarier Univ.-Prof. Josef Weidenholzer beim 12. Linzer Religionsgespräch am 9. November an der Kath. Privatuniversität Linz. Diese Einschätzung trifft er besonders im Blick auf die kriegerischen und verbrecherischen Auseinandersetzungen im Mittleren Osten. Weidenholzer traut den Religionen eine positive Rolle bei der Gestaltung künftigen Lebens zu, besonders, wenn es um die Versöhnung geht.
Für den islamischen Theologen Prof. Mouez Khalfaoui (Tunesien/Deutschland) besteht die entscheidende Herausforderung heute vor allem darin, auf Zusammenhalt hin zu wirken – auf mehr Verständnis füreinander. Wie er betonte, seien säkulare Staaten für die Religionen – auch für den Islam – ein besserer Boden, als es „Gottesstaaten“ sein könnten. Muslime hätten die gleichen Sorgen und Probleme wie andere Menschen, sie stünden auch vor denselben Herausforderungen.
Religiöser Pluralismus und Religionsfreiheit sollten in modernen Staaten eine Selbstverständlichkeit sein, betonte die designierte Leiterin der Evangelischen Diakonie, Pfarrerin Maria Katharina Moser. Religionen sollten in der Gesellschaft selber ein Störfaktor sein, indem sie die Ausrichtung auf Leistung hin kritisch durchleuchten. Die Würde des Menschen gründet nicht in seiner Leistung.
Die Art und Weise, in der sich Religionen heute einbringen, sei das Gespräch. Das Linzer Religionsgespräch widmete sich der Frage, ob Religionen eher Störfaktor oder Kitt in der Gesellschaft wären.