Bislang bestand der Kreis der Persönlichkeiten, die den Joseph-Ratzinger-Preis verliehen bekommen haben, aus Theologen und Geisteswissenschaftlern. Das ändert sich an diesem 18. November: Zu den Preisträgern gehört heuer der Komponist Arvo Pärt.
Ausgabe: 2017/46
14.11.2017 - Heinz Niederleitner
Der 82-jährige gebürtige Este, der zu den bedeutendsten lebenden Komponisten zählt, ist die richtige Persönlichkeit für diese Ausnahme in der Preisvergabe durch die Stiftung „Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.“. Anfang der 1960er Jahre noch von der sowjetischen Kulturpolitik ausgezeichnet, geriet Pärt in Konflikt mit dem Regime: Zunächst kritisierte man die Nutzung „westlicher“ Techniken wie der Zwölftonmusik. Als sich der Vater zweier Söhne selbst davon abwandte, wurden die Kulturwächter nicht zufriedener: Sie lehnten den neuen, reduzierten Stil und die Religiosität in den Werken ab. Pärt musste auch große materielle Nachteile dafür hinnehmen, dass sein Glaube Musik geworden war.
Religiöse Texte
Damals trat Pärt in die orthodoxe Kirche ein. Die Behörden trieben ihn dann 1980 ins Exil: Kurz lebte er in Wien, wo er die österreichische Staatsbürgerschaft annahm, dann in Berlin. Pärt hat das „Te Deum“, das „Stabat Mater“ und das „De profundis“, die Johannes-Passion und weitere christliche Texte vertont. Heuer veröffentlichte er das Stück „Drei Hirtenkinder aus Fatima“ zur 100-Jahr-Feier der Marienerscheinungen. Pärt war Mitglied des Päpstlichen Kulturrates. Den Ratzinger-Preis erhält er – gemeinsam mit den Theologen Theodor Dieter und Karl-Heinz Menke – für die religiöse Inspiration seiner Musikkunst.