Eine Kreuzung, an der die Ampel ruht, lässt Zeit für interessante Beobachtungen.
Ausgabe: 2017/44
31.10.2017 - Brigitta Hasch
Neulich in der Stadt. Ich wartete auf den Bus, an einer Kreuzung, an der üblicherweise die Ampel regelt, wann Straßenbahnen, Autos, Busse, Radfahrer/innen und Fußgänger/innen stehen bleiben müssen und wann sie gehen oder fahren dürfen. Doch an diesem Tag ließen Wartungsarbeiten die Ampel ruhen. Während ich da so stand, konnte ich, ohne die handelnden Personen zu kennen, interessante Beobachtungen über das unterschiedliche Verhalten im Straßenverkehr machen. Auffallend natürlich gleich die Forschen. Die saßen fast auschließlich allein im (großen) Auto, waren vorwiegend männlich und fackelten nicht lange herum: Hurra, keine Ampel, also habe ich Vorrang! Auch bei den Fußgänger/innen und Radschieber/innen gab es welche, die kaum zum Stillstand kamen. Ein selbstbewusster Blickkontakt mit dem sich nähernden Auto reichte, um auf den Zebrastreifen zu steigen und die Straße zu queren. Das waren durchwegs junge Leute. Am längsten warteten ältere Menschen. Auch, weil einige von ihnen gebrechlich waren. Für mich waren sie Menschen, die gelernt haben, bewusst auf etwas zu warten. Nicht alles jetzt und sofort. Eine Tugend, die man nur noch selten findet.