Das kleine Wörtchen Es wird zum Kürzel des Grundvertrauens. Wofür man noch keinen wirklichen Namen gefunden hat, dafür steht es. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2017/44
30.10.2017 - Matthäus Fellinger
Zu einem Hauptakteur menschlichen Lebens hat es sich emporgemausert – das kleine Wörtchen Es. Was sich nicht genau benennen lässt, wovon man nicht wirklich sagen kann, wer oder was es denn sei, bezeichnet man mit diesen zwei Buchstaben. Es geschieht. Oder: Es geht mir nicht so gut heute. Aber: Wer oder was ist es nur in solchen Zusammenhängen? Bloß irgendwas? Könnte es gar sein, dass sich mit diesem Wörtchen eine Ritze öffnet auf die große Unbekannte im Leben hin? Auch Gott lässt sich nicht in einen Namen fassen.
„Es wird schon wieder“, sagt einer und meint vielleicht: Ich selber werde es zwar nicht schaffen, aber – es kommt ja nicht nur auf mich alleine an. Das kleine Wörtchen Es wird so zum Kürzel des Grundvertrauens. Wofür man noch keinen wirklichen Namen gefunden hat, dafür steht es – und spielt seine leise und beständige Rolle im Leben. Ganz selbstverständlich verlassen sich Menschen darauf. „Es“ wird schon werden. Die deutsche Sprache reiht „Es“ unter die persönlichen Fürwörter, in die gleiche Reihe mit Ich und Du. Ein sehr menschliches Wort also. Gleich am Anfang der Bibel hat es einen gewaltigen Auftritt. „Es werde Licht“, sagt Gott, und „es wurde Licht.“ So steht dieses so unscheinbare Wörtchen am Anfang von Zeit und Welt, und es findet sich tausendfach wieder im Leben. Wer weiß, was draus noch wird.