Das letzte Hemd hat keine Taschen, sagt man, und meint: Was all die schönen Sachen betrifft: „hinüber“ kann man sich nichts mitnehmen. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2017/43
23.10.2017 - Matthäus Fellinger
Mit dem Sterben ist es mit dem Besitzen aus. Das betrifft auch die Heimat – wenn man sie wie einen Besitz versteht, den man erwerben und sich als Eigentum staatlich bescheinigen lassen kann.
Österreich feiert seinen Nationalfeiertag. Ein Heimatfest irgendwie. Das wenige Tage darauf folgende Allerheiligen- und Allerseelenfest gibt eine gute Verständnishilfe für Heimat.
Meine, deine, eure – diese besitzanzeigenden Fürwörter passen nicht so recht zur Heimat im endgültigen Sinn. Sie beschreiben nur jene Art Heimat, die man zurücklassen muss.
„Wir sind nur Gast auf Erden“, heißt es im Lied, und wandern „der ewigen Heimat zu“. Fremde, Gäste eigentlich, nicht Eigentümer unserer Heimat sind wir. Heimat zum Mitnehmen, im Taschenformat, als Besitz, hält nicht.
Geteilt, nicht besessen. Das ist Heimat. Menschen sind Gäste ihrer Heimat, nicht Gastgeber. In einem gewissen Sinn muss man heimat-los werden, um wirklich in der Heimat ankommen zu können. Angenommen zu sein. Sich angenommen wissen. Das ist Heimat. Nicht umsonst wird die „ewige Heimat“ als Gastmahl beschrieben. Da braucht es keine Taschen mehr.