Paul Stöttinger ist der wohl jüngste Nachwuchsmeteorologe Österreichs. Der 14-jährige Schüler am Realgymnasium Lambach betreibt eine professionelle Wetterstation und erstellt Wetterprognosen.
Ausgabe: 2017/42
17.10.2017 - Paul Stütz
Wie viel Grad hat es denn gerade in Lambach?“ Die Begrüßungsfrage der KirchenZeitung beim Treffen mit Paul wird von ihm blitzschnell und haargenau beantwortet: „12,2 Grad, und der Wind kommt übrigens mit 3,2 km/h aus Südwest.“ Was das Wetter betrifft, ist der 14-Jährige mehr als gut informiert. Mit dem Handy kann Paul die Daten seiner Wetterstation permanent abchecken. Die Station steht auf dem Grundstück seines Onkels in der Nähe des Stiftsgymnasiums Lambach, das Paul besucht. Rund 1.400 Euro hat er für die Wetteranlage investiert. Sparsamkeit sowie Geldgeschenke zu Weihnachten und zum Geburtstag machten es möglich. Stolz erklärt der Schüler, der an den Sonntagen in seiner Pfarre ministriert, die Vorzüge der Station. Die digitale Messung von Temperatur, Niederschlag und Wind nimmt eine auf einem Mast befestigte Station vor. Die Wetterhütte daneben hilft mit analoger Messung, vor allem bei extremer Kälte oder Hitze Ungenauigkeiten zu korrigieren. Wobei die Fehler der Digitalmessungen höchstens im Zehntelgradbereich liegen. Damit erreicht Paul fast die offiziellen Normen. Die Lage der Station ist ideal, denn sie ist kaum übermäßiger Wärmeabstrahlung aus der Umgebung ausgesetzt. Von der kleinen Anhöhe lässt sich außerdem das Wetter gut beobachten. „Ich kann die 50 wichtigsten Wolkenarten auswendig“, sagt Paul, der in der Schule schon mehrmals Referate über sein Hobby gehalten hat. „Meine Mitschüler fragen mich oft, wie das Wetter wird, besonders vor Schulausflügen.“ Mit Pauls Vorhersagen sind sie an einer guten Adresse: „Am Anfang bin ich noch häufiger danebengelegen. Mittlerweile stimmen meine Prognosen zu 80 Prozent“, sagt Paul, der jüngstes Mitglied im Skywarn Austria ist, einem Verein von Hobbymeteorologen. Nicht zuletzt ermöglicht ihm das den Zugang zum professionellen Flugwetterradar. Gelernt hat Paul beim Verein außerdem, wie Gewitter entstehen. So kann er sogar seine eigenen Wetterwarnungen rausgeben.
Frühes Interesse am Wetter
Bereits mit neun Jahren hatte Paul Stöttinger seine erste Spielzeug-Wetterstation. Als das Außen-Thermometer seiner Eltern vor zwei Jahren den Geist aufgab, war das für den Teenager der richtige Startschuss zur Hobby-Meteorologie. „Die Mama hat gesagt, ich soll mich um die Bestellung eines neuen Thermometers kümmern und im Internet recherchieren, was es gibt“, erzählt Paul. Im Endeffekt konnte der junge Lambacher seine Eltern überzeugen, dass die Familie Stöttinger eine richtige Funkwetterstation braucht.
Fünf-Tages-Prognosen
Jeden Tag brütet Paul nach Schule und Hausübung über den Wetterdaten, die von der Wetterstation per Funk in sein Zimmer geschickt werden. Bis zu drei Stunden kann die Arbeit mit den Modellen, Diagrammen und Grafiken dauern. Die Prognosen für Lambach veröffentlicht Paul auf seiner eigenen Wetter-Website, die er mindestens jeden zweiten Tag aktualisiert. Fünf Tage blickt er beim Wetter in die Zukunft. „Längerfristige Prognosen sind nicht seriös“, weiß Paul. Analysen des vergangenen Wetters gehören ebenfalls zur Routine eines Meteorologen. Besonders markant war für Paul der Herbst 2015. „Der war viel zu warm.“ Ob das schon ein Beleg für den Klimawandel ist? „Nein, dafür braucht es einen viel längeren Beobachtungszeitraum in Lambach“, betont Paul. Erst in zehn Jahren wird es genug Datenmaterial geben, um Aussagen zum Klimawandel in Lambach zu machen. Wenn alles nach Plan läuft, wird Paul dann sein Hobby Meteorologie schon zum Beruf gemacht haben.«