Sich ehrenamtlich für andere Menschen einsetzen – das bringt Freude mit sich, aber auch Enttäuschung. Woher kommt die Kraft dafür? Margit Scherrer schöpft aus einer persönlichen Quelle.
Ausgabe: 2017/42
17.10.2017 - Christine Grüll
Sich ehrenamtlich für andere Menschen einsetzen – das bringt Freude mit sich, aber auch Enttäuschung. Woher kommt die Kraft dafür? Margit Scherrer schöpft aus einer persönlichen Quelle.
Wenn es um Enttäuschungen geht, denkt Margit Scherrer an ein biblisches Gleichnis: „Ich bin wie die hartnäckige Witwe, die immer wieder zum Richter geht, um zu ihrem Recht zu kommen“, sagt die Betriebsseelsorgerin aus Pfarrkirchen i. Mkr., „ich gebe erst auf, wenn nichts mehr geht.“ Margit Scherrer kümmert sich wie viele andere in der Gemeinde ehrenamtlich um Menschen, die um Asyl angesucht haben. Vor einigen Wochen wurde die Familie Hassan nach Armenien abgeschoben (siehe KiZ Nr. 35). Seitdem kämpft Margit Scherrer darum, dass die Eltern mit ihren zwei kleinen Kindern nach Österreich zurückkehren dürfen. Denn, so sagt sie, sie habe sich diese Familie vertraut gemacht: „Sobald ein Mensch nicht mehr anonym ist, sondern ein Gesicht und einen Namen hat, entsteht Verbundenheit und damit Verantwortung.“ Zwei Gedanken liegen ihrem Engagement zugrunde: Jenen eine Stimme geben, die keine haben. Und generell auf andere schauen: „Ich bin ja nicht für mich alleine auf der Welt.“ Doch woher nimmt Margit Scherrer die Kraft dafür? „Aus der Dankbarkeit“, sagt sie. Viele Menschen würden dem Neid so viel Raum geben, könnten nicht wohlwollend und wertschätzend sein. Das bedauert Margit Scherrer. Die Zuneigung, die sie von Familie, Freunden und Bekannten erhält, nimmt sie bewusst wahr. „Ich fühle mich beschenkt, und das möchte ich auch anderen ermöglichen.“
Kritik und Wünsche
Margit Scherrer setzt sich gerne ein. Aber sie hat den Eindruck, dass viele politische Gemeinden ihre Verantwortung nicht wahrnehmen. Sie verlassen sich darauf, dass sich eine kleine Gruppe um die Integration kümmert. Besser wäre es, Asylwerbende in Gemeinden, Vereine und Freiwilligen-Organisationen einzubinden. Auch zur Abschiebepraxis hat sie einen Wunsch: Menschen, die sich mit all ihren Talenten einbringen wollen, sollten bleiben dürfen – unabhängig vom Herkunftsland. Außerdem sollten Asylwerbende in überschaubarer Zahl auf Gemeinden aufgeteilt werden. Ehrenamt braucht das Kleine, sonst kommt es zur Überforderung, meint Margit Scherrer: „Um mich einzulassen, muss ich mich drübertrauen.“