In 186 Pfarren des deutschen Sprachraums wurde eine Probeausgabe des neuen Gotteslobs getestet. Wie sich das neue Gebet- und Gesangbuch vom derzeitigen unterscheiden wird, erklärt Domkapellmeister Josef Habringer.
Seit 1974 ist das „Gotteslob“, das Katholische Gebet- und Gesangbuch, wie sein Untertitel lautet, schon in Gebrauch. Dass nach fast 35 Jahren eine Neubearbeitung ansteht, die dem geänderten Empfinden für religiöse Sprache und Musik Rechnung trägt, ist selbstverständlich. Jahrelang blieb die Arbeit im Kreis der Experten, nun zeichnet sich nach der – sehr erfolgreichen – Probephase schon recht konkret ab, was das Buch enthalten wird.
Weniger „Norddeutsch“. Von den 300 Liedern des für den ganzen deutschen Sprachraum (ohne Schweiz) gemeinsamen „Stammteils“ sind 70 bereits fixiert, sagt Josef Habringer. Er begleitet für die Diözese Linz die Arbeiten am neuen Gotteslob. 6000 Lieder haben die Experten dafür gesichtet. Rund die Hälfte der 300 Lieder wird aus dem bestehenden Gotteslob übernommem, die anderen 150 werden neu sein. Dabei ist klar: Neue geistliche Lieder werden verstärkt Eingang finden und generell soll das Liedgut nicht mehr so norddeutsch geprägt sein, stellt Habringer klar. Nicht die musikwissenschaftliche Seite wie bisher, sondern die pastorale Seite steht nun im Vordergrund der Auswahl.
Kein Diözesananhang. Völlig anders als im bisherigen Gotteslob wird der Andachtsteil gestaltet. Statt fertiger Andachten findet man 30 Module, aus denen man Gottesdienste zusammenstellen kann. Auf ausdrücklichen Wunsch von deutschen Diözesen wird das Gotteslob auch den Charakter eines „christlichens Hausbuches“ bekommen: zum Beispiel mit einem Vorschlag für die Gestaltung des Heiligen Abends in der Familie und mit Teilen aus dem Katechismus. Geplant ist auch, dass es nur einen Stammteil für den gesamten deutschen Sprachraum und einen Österreichteil gibt – nicht mehr einen zusätzlichen Diözesananhang. Aus finanziellen Gründen, wie Habringer betont. Das Buch mit seinen rund 1300 Seiten soll nicht über 20 Euro kosten, damit es von den Pfarren angenommen wird. Diözesane Liedsammlungen werden ohnedies von selbst entstehen, auch wenn es einen Diözesanteil im Gotteslob geben würde, so Habringer.
Testpfarre St. Florian. Die Stiftspfarre St. Florian war eine der vier oberösterreichischen Gemeinden, die das Gotteslob getestet haben. Der Gesamteindruck war positiv, resümiert Pfarrer Harald Ehrl: Er hebt dabei besonders die Taizé-Gesänge hervor. Generell sind die Lieder noch „norddeutsch“ genug, meint der Pfarrer. Erst nachdem die revidierte Einheitsübersetzung der Bibel und das Messbuch fertiggestellt sind, kann das Gotteslob erscheinen. Das wird vermutlich im Jahr 2012 sein. Für die Pfarren stellt das Liederbuch aber eine enorme Herausforderung dar. Das Lernen neuer Lieder ist bei den allermeisten Gottesdienstbesucher/innen nicht unbedingt beliebt. Habringer möchte darin eine Chance sehen: Vielleicht kann das neue Gotteslob zum Anstoß werden, in den Gemeinde wieder neu Freude am Singen zu wecken.