Wer christliche Wähler ansprechen will, sollte lieber christliche Politik machen. Kommentar von Heinz Niederleitner zu Norbert Hofers Versuch bei der Werbung um Wählerstimmen auf Gott zu setzen.
Dass der freiheitliche Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer mit dem Satz „So wahr mir Gott helfe“ um Wähler wirbt, haben Repräsentanten der evangelischen Kirche, der er heute angehört, richtig mit dem zweiten Gebot kommentiert: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.“ Hofer und die FPÖ ziehen Gott ohne Notwendigkeit in eine Kampagne hinein. Wer christliche Wähler ansprechen will, sollte aber lieber christliche Politik machen. Das bedeutet zum Beispiel, keine Emotionen gegen Gruppen von Menschen zu schüren und sie nicht kollektiv zu verunglimpfen, weil sie etwa Muslime sind.
Unglaubwürdig ist Hofers nun medial kolportierte Aussage, wonach er die katholische Kirche „schätzt“. 2009, nach seinem Austritt aus ebendieser Kirche, war ihm nach katholischer Kritik an der FPÖ noch kein Wort hart genug gewesen: Vertreter der Laien, der Orden und der Theologie (fälschlich als „Amtskirche“ bezeichnet) nannte er damals „linke Neo-Inquisitoren“, „falsche Frömmler“ und „wahre Heuchler“. Was also schätzt Hofer plötzlich an der Kirche – außer den Wählerstimmen?