Ins bagua, das Café von exit sozial in Linz-Urfahr, kommen Menschen, die es oft nicht leicht im Leben haben. Menschen mit psychischen und sozialen Problemen, Menschen, die unter Einsamkeit leiden. Hier sind sie willkommen und tragen selbst zum guten Klima des Kaffeehauses bei.
„Den Alltag bewältigen, ist eine unglaubliche Leistung, wenn man nicht im Arbeitsleben steht“, sagt Maria Haselgruber vom Team der Betreuer/innen bei „bagua“ in Linz-Urfahr. „Es ist eine Leistung, das Leben zu gestalten, ohne dass es mit Arbeit, Kindern oder Familie vorstrukturiert ist.“ Das Café stützt diese Menschen als Freizeiteinrichtung von exit sozial, einem Verein, der seit 27 Jahren Menschen mit psychischen und sozialen Problemen in den Bezirken Linz-Urfahr, Eferding und Bad Leonfelden betreut. Hier findet man Leute zum Plaudern, kann Abstand zu Problemen gewinnen oder die freie Zeit mit anderen zusammen gestalten.
Dreh- und Angelpunkt. Maggie zum Beispiel kocht gerne. Einmal im Monat kommen die bagua-Kunden in den Genuss ihrer Kochkunst. Unlängst hat sie mit einem Biogulasch viel Lob geerntet. „Das baut auf“, schwärmt sie. „Bagua ist der Dreh- und Angelpunkt in meinem Leben“, erzählt Maggie. Sie hat Phasen, in denen sie sehr kontaktfreudig ist, und dann wieder Phasen, in denen sie eher zurückgezogen lebt. Während beider Phasen hat sie hier im Café einen guten Platz.
Großes Problem: Einsamkeit. „Da kommen so viele unterschiedlichste Persönlichkeiten zusammen, und sie alle kommen gut miteinander aus. Das wäre doch normal, nicht das übliche Nebeneinander“, meint Maria Haselgruber.„Mit welchen nicht?“ fragt Dagmar Stockenhuber vom Betreuerteam zurück, als sie gefragt wird, mit welchen Problemen sich die Kunden von bagua an die Betreuerinnen wenden. Es geht oft um die Einsamkeit. – „Jemand macht sich ganz viele Gedanken und hat niemanden, mit dem er sich austauschen könnte.“ – Hier kann er. „Die Isolation durchbrechen helfen, ist mit Abstand unsere wichtigste Aufgabe.“
Thekendienst. Herr Franz kam im Jahr 2006 ins „bagua“, das damals noch „Eulenspiegel“ hieß. Nachdem er krankheitsbedingt arbeitslos wurde und die Beziehung mit seiner Frau gescheitert war, hat er die Nächte in der Notschlafstelle verbracht. Tagsüber hielt er sich in der Wärmestube der Caritas und an anderen Orten auf, die Menschen ohne Heimat in Linz aufsuchen. Im Eulenspiegel hat er seine jetzige Frau kennengelernt. Beide machen hier seit der Eröffnung im Jänner 2007 einmal in der Woche fünf Stunden Thekendienst. „Das hier ist unsere zweite Heimat geworden. Wir sind fast immer da, wenn offen ist“, erzählt Franz, während er Salzstangerl streicht, die an der Theke zu leistbaren Preisen verkauft werden. Seine Frau serviert. An den Tischen sitzen Gäste in Gruppen beisammen, spielen, plaudern, lesen, gestalten ihren Alltag und stärken so ihre Lebenskraft, was bagua, ein Begriff aus Feng-Shui, meint.
Einladung
bagua
Bagua ist ein „Ort der Begegnung (Internet, Bibliothek, Zeitungen, Spiele . . .) Im letzten Jahr kamen 650 verschiedene Kunden zwischen 20 und 70 Jahren. Der Anteil der Frauen im Café liegt bei 45 Prozent, bei den Aktivitäten wie Eisstockschießen, Kulturangeboten, Ausflügen usw. 55 Prozent.
- bagua, Tel. 0732/73 70 53 - Kreuzstraße 4, 4040 Linz - geöffnet: Di., 16 bis 20 Uhr; Mi. und Do., 12 bis 16 Uhr; Sa., 11 bis 16 Uhr; So., 12 bis 16 UhrThekendienst – Herr Franz schätzt die Möglichkeit sehr, im Kaffeehausbetrieb mithelfen zu können. KIZ/EG