Mehr oder weniger Latein, tridentinischer oder erneuerter Messritus – in der Liturgie ist viel in Bewegung geraten. Johann Schausberger erklärt aus seiner Praxis als Pfarrer von zwei kleinen Landgemeinden, was er unter qualitätsvoller Liturgie versteht und warum er ganz auf das 2. Vatikanische Konzil setzt.
Was macht eine Eucharistiefeier aus, was ist ihr Ziel? Pfarrer Schausberger: Liturgie soll den Menschen Begegnung mit Gott ermöglichen, soll Gott erfahrbar machen. Das braucht äußere Voraussetzungen, damit der feiernden Gemeinde das möglich wird.
Welche Voraussetzungen sind das? Wichtig ist, dass Liturgie qualitätsvoll von den liturgischen Diensten her gestaltet wird. Das bedeutet vor allem einmal eine Rollensicherheit für alle Beteiligten, dass die Orte und Dienste klar sind und dass nicht die Leute kreuz und quer durch den Altarraum rennen. Liturgie braucht Regie und feste Regeln, damit sie würdig gefeiert werden kann.
Da müsste Ihnen gefallen, dass der tridentinischen Messe wieder mehr Raum in der Kirche gegeben wurde? Wenn man mit der tridentinischen Messe verbindet, dass durch mehr Stille und bewussten Einsatz der Zeichen dem Mysterium mehr Raum gegeben wird, so kann ich nur sagen: All das ist auch in der erneuerten Liturgie des 2. Vatikanischen Konzils möglich. Zu glauben, dass man durch das Hervorholen alter Gewänder und alter Formeln eine neue Qualität in die Liturgie bringt, ist ein Irrtum.
Was heißt gute, qualitätsvolle Liturgie? Eine gute Liturgie verdeutlicht den Mitfeierenden, dass es um Gott und um ihr Leben geht. Jede Liturgie, die sich vom Leben entfernt, ist ein Widerspruch in sich. In der Liturgie geht Gott auf die Menschen zu. Das muss in den Symbolen deutlich werden. So kann ich das Zugehen Gottes auf die Menschen nicht mit dem Rücken zu ihnen feiern. Die Verbindung von Liturgie und Leben muss sich auch in der Sprache zeigen. Manche Gebete des Messbuchs sind theologische Konstrukte, die kein Mensch versteht.Vom neuen Messbuch, an dem gerade gearbeitet wird, erwarte ich mir, dass im Sinn der jetzigen Alternativgebete des Messbuchs weitergearbeitet wird. Dasselbe gilt für die Präfationen.
Wenn man Papstgottesdienste verfolgt, fällt auf, dass Benedikt XVI. besondere Akzente setzt: Er lässt Kommunionbänke aufstellen, und spendet den knieenden Gläubigen die Mundkommunion. Ist da eine Liturgiereform in Vorbereitung? Ich kann das nicht beurteilen, glaube aber nicht. Die erneuerte Liturgie des 2. Vatikanischen Konzils hat sich bewährt und ist die würdige Mitte des Lebens in der Pfarre und hält eine Pfarre auch lebendig. Der ganze Themenkomplex alte und erneuerte Liturgie ist im Großen und Ganzen auf Europa bezogen. In Missionsländern macht sich darüber niemand Gedanken. Da geht es um Wesentlicheres: wie man Liturgie und Leben verbinden kann.
Diskussionen entzünden sich immer wieder am Platz der Frauen in der Liturgie ... Als Erstes einmal halte ich die Wahl der Sprache für wichtig: Liturgen müssen eine Sprache verwenden, die die Frauen ausdrücklich einbezieht. Da die Liturgie von Männern dominiert ist, tut der Liturgie alles gut, was Frauen einbringen können.
Zur Person
Johann Schausberger
Johann Schausberger ist Pfarrer von St. Pantaleon (1330 Katholiken) und Riedersbach (675 Katholiken). Besonderen Wert legt er in seiner pastoralen Arbeit auf die würdige Feier der Liturgie. Doch er wehrt sich, wenn man ihn als „besonderen“ Liturgen bezeichnet. Manches, was das Messbuch anregt, geht wegen der Platzverhältnisse im Kirchenraum nicht oder wollen die Leute nicht, erklärt er. Dennoch ist er fest überzeugt: Eine gut vorbereitete Liturgie lohnt sich. „Unsere relativ stabile Gemeinde hängt mit der qualitätsvollen Liturgie zusammen“, so der Pfarrer.