600 Jugendliche brachten sich von 22. bis 25. Oktober 72 Stunden lang in über 60 soziale Projekte ein. Wie etwa bei der Jungscharbaracke Ternberg, wo eine KZ-Gedenkstätte errichtet wurde.
Im Keller der Jungscharbaracke Ternberg herrscht hektischer Betrieb. Während drei Mädchen ein Gefangenenbett vorsichtig vom Schmutz befreien, ziehen Christoph Helm und Eva-Maria Ritt einen alten Schrank über den Estrich. Gemeinsam zerlegen sie das Möbelstück mit gekonnten Handgriffen „Wir müssen noch feststellen, ob der Schrank aus der Zeit des Gefangenenlagers ist“, erzählen sie. Wenn ja, wird der Schrank Teil der Ausstellung, die an die Zwangsarbeiter erinnert, die während des Naziregimes am Bau des Kraftwerkes in Ternberg arbeiteten. Fünfzehn Spanier sind damals auf der gefährlichen Baustelle ums Leben gekommen. Das Projekt soll aber nicht nur auf die schlimme Zeit hinweisen, erklärt Jugendleiterin Anita Staudinger. So werden künftige Besucher/innen etwa auch über die heutige Nutzung als Jungscharquartier informiert.
Extra-Schichten einlegen. Insgesamt 45 Burschen und Mädchen werken von Mittwoch bis Samstag im rund 60m2 großen Kellerraum der Ternberger Baracke. Wie bei „72 Stunden ohne Kompromiss“ üblich hat keiner der Jugendlichen vorher gewusst, wo ihre Hilfe benötigt wird. Was für die meisten auch nicht so wichtig ist. „Solange man mit anderen Jugendlichen für die gute Sache zusammenarbeiten kann, ist es einfach ein Hammer“, meinen Christoph und Eva-Maria. Und: „Unser Projekt wird einigen helfen, die damalige Zeit besser zu verstehen“. Alle haben das große Ziel vor Augen, Samstag Nachmittag fertig zu sein. Dafür haben sie am Mittwoch eine Extra-Nachtschicht bis 2 Uhr früh eingelegt und heute, Donnerstag bereits um 6 Uhr wieder zum „Hackeln“ begonnen.
Unterstützung im Ort. Im Raum hinter der künftigen Gedenkstätte hantiert Michael Merkinger gerade mit einem gusseisernen Brennofen. Auf ihn wartet ein besonderer Einsatz. Er wird die Gedenktafel schweißen, die am Treppenabgang zum Keller angebracht wird. „Ich muss die Tafel dazu noch organisieren“, sagt er. Er ist zuversichtlich, dass er einen Firmensponsor findet. Die Unterstützung in der Region ist groß, egal ob von den Unternehmen, der Pfarre Ternberg, der Gemeinde oder auch Privatpersonen. „Ein paar Nachbarn sind schon vorbei gekommen und haben uns Mehlspeisen gebracht“, erzählt Anita Staudinger.
Was lange nicht ging. Der Rückhalt des Ortes zeigt auch, das vieles möglich wird, wenn sich Jugendliche drei Tage lang ins Zeug legen. Schon lange bemühte sich das Mauthausen Komitee Österreich in Ternberg um eine angemessene Gedenkstätte, die an das ehemalige KZ-Außenlager im Ort erinnert. „72 h ohne Kompromiss hat die Sache um einiges beschleunigt“, sagt Mag. Adolf Brunnthaler vom Mauthausen Komitee. So sehr beschleunigt, dass das Projekt innerhalb der drei Tage umgesetzt wurde, und die Gedenkstätte am 25. Oktober feierlich eröffnet werden konnte.
Kompromisslos
72 Stunden ohne Kompromiss: ist ein Projekt u. a. von der Katholischen Jugend und youngCaritas.at , das seit 2002 besteht und alle zwei Jahre durchgeführt wird. „Jugendlliche bringen sich gerne ein, wissen aber oft nicht wo“, erklärt Will Seufer-Wasserthal von der Katholischen Jugend OÖ die Projektidee.