Vor 18 Monaten hat das Land Oberösterreich ein geplantes großes Einkaufsdorf an der Autobahn in Ort/Innkreis nicht genehmigt. Nun sind die Investoren der Verwirklichung des Projektes nahe gekommen: Das Projekt ist in Begutachtung.
Nachdem sich die OÖ.Wirtschaftskammer schon vor eineinhalb Jahren stark gegen das „Mega-Einkaufsdorf“ ausgesprochen hat, läuft sie nun erneut Sturm. Der Obmann der Sparte Handel, KommR Franz Penz, kritisiert: „Es ist eine Illusion, dass die jetzt geplanten 39.571 Quadratmeter Einkaufsfläche weitgehend Kaufkraft aus Bayern anziehen würde. Vielmehr würde die meiste Kaufkraft aus den bestehenden kleinen Strukturen der gesamten Region aufgesogen und die Handelslandschaft in Ried und im benachbarten Schärding aufs Ärgste gefährdet.“ Der Geschäftsführer der Sparte Handel, Dr. Manfred Zöchbauer, rückt zudem die Hoffnung zurecht, man könnte Geld nach Oberösterreich bringen, das sonst in Bayern ausgegeben wird: Denn raumordnerische Aspekte sind auch für den Grenzraum vereinbart.
Zahnlose Raumordnung. Obwohl die oö Raumordnung solchen Megaprojekten auf der grünen Wiese einen klaren Riegel vorschieben würde, könne man gegen das Projekt keine Schritte setzen. Zöchbauers Einschätzung, dass aufgrund der Raumordnung das Projekt nicht zu genehmigen sei, teilt auch Ernst Mayr von der „Fussl Modestraße“. Der Sitz seines Unternehmens ist in Ort im Innkreis. Die Raumordnung, so Zöchbauer, sei nur eine Selbstverpflichtung, nicht durchsetzbar durch Dritte.
Einkaufen in der Stadt oder auf der grünen Wiese. Ernst Mayr sagt, dass auch Fussl vor einiger Zeit ein – bedeutend kleineres – Projekt eingereicht hat und abgelehnt wurde. Für so überdimensionierte Projekte gebe es keinen Bedarf, ist Mayr überzeugt. Aber ebenso wenig, stößt der Fussl-Chef nach, mache das Innenstadt-Projekt in Ried in dieser Dimension (zusätzlich 12.500 Quadratmeter) einen Sinn. – Hier denkt Zöchbauer anders: „In Stadtzentren errichten, ist durchaus im Sinn der Raumordnung.“
Groß ist nicht logischer Weise positiv. Für Ernst Mayr ist das alles zu „mega“. Maximal werden bestehende Geschäfte übersiedeln, sagt er. Großprojekte führen zu einem Verdrängungsprozess. Wer am billigsten produzieren kann und wer die geringsten Personalkosten hat, überlebt. Außerdem werde Geld aus der Region abfließen – hin zu den Großinvestoren, die irgendwo außerhalb der Region sitzen. „Wir müssen wieder mehr an den Konsumenten und Mitarbeiter denken.“
Thema
Die größtenEinkaufszentren
Das größte Einkaufszentrum in Oberösterreich ist die Plus City in Pasching mit etwa 70.000 Quadratmetern Verkaufsfläche und 2.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 200 Betrieben. Im Durchschnitt zählt die Plus City 20.000 Kunden pro Tag. UNO Shopping in Leonding hat 44.000 Quadratmeter Fläche und etwa 80 Shops.
Durchschnttliche Supermärkte
43 Prozent der Lebensmitteleinzelhandelsgeschäfte haben eine Verkaufsfläche von bis zu 80 Quadratmetern. Knapp jeder vierte Supermarkt ist zwischen 600 und 800 Quadratmeter groß.
Fussl Modestraße
Fussl Modestraße ist ein Orter Unternehmen. Mittlerweile hat es in ganz Österreich 800 Mitarbeiter/innen in 90 Filialen.
Warum nicht Mega?
Die Wirtschaftskammer OÖ argumentiert gegen das geplante Einkaufsdorf in Ort u. a.: Der Markt ist übersättigt. Laut Wirtschaftsforschungsinstitut haben Einkaufszentren etwa soviele Arbeitsplätze geschaffen wie anderswo durch sie zerstört wurden. Einkaufszentren sorgen zudem für ein zusätzliches Verkehrsaufkommen, zerstören gewachsene Strukturen und lassen Innenstädte veröden.
Landespolitik
Landesrat Viktor Sigl, zuständig für Wirtschaft und Raumordnung, bestätigt, dass es den Antrag zum Bau des Einkaufsdorfes gibt. Nun läuft das Begutachtungsverfahren. Mit einem Ergebnis – wobei sich Sigl, wie immer, auf die Expertise der fachlich Zuständigen stützt, ist im Frühjahr 2009 zu rechnen.