Katholische Privatschulen sind österreichweit im Aufwind. Am 18. Oktober fand am Aloisianum in Linz der „Tag der katholischen Privatschulen in Oberösterreich statt. Eine dieser Schulen ist die „Brucknerschule“ in Linz.
„Bei uns haben die Kinder Namen.“ Auf diese knappe Formel bringt Sieglinde Thaller, Direktorin der Volks- und Hauptschule der Franziskanerinnen in Linz, das Besondere ihrer Schulen. „In meiner eigenen Schulzeit war ich eine Nummer“, erzählt sie. Als Direktorin möchte sie es anders machen. In der Brucknerschule, wie die Franziskanerinnen-Schulen in Linz genannt werden, hat der hl. Franz von Assisi bis heute viel zu sagen. Für Sieglinde Thaller heißt dies: Es gilt das Vertrauen in den Dialog: „Geschwisterlichkeit, familiäre Strukturen, von Wertschätzung getragen, sind bei uns Grundprinzip.“ Und auch Konflikte werden im Dialog gelöst. Ob Hausmeister oder Reinigungskraft, Schüler/in oder Lehrkraft – alle sind in diesen Dialog eingebunden und haben das Recht, ihre Vorschläge einzubringen.
Antwort auf Nöte der Zeit. Die Franziskanerinnen von Vöcklabruck haben – wie auch andere Orden – Schulen gegründet, um auf eine Not ihrer Zeit zu antworten. Solche Nöte, stellt Sieglinde Thaller fest, gibt es auch heute. Und das spielt bei der Aufnahme von Schülern und Schülerinnen eine Rolle: „Es wird die gesamte Kindervielfalt aufgenommen, von den besonders Begabten bis zu Kindern, die ein mehr an Zuwendung und Zeit brauchen.“ An der Brucknerschule gibt es einen Hort, in dem Kinder am Nachmittag bleiben können. Etwa für Alleinerziehende bedeutet ein solches Angebot eine spürbare Hilfe.
Religion an der Privatschule. Wie in anderen katholischen Privatschulen gibt es auch an der Brucknerschule Kinder anderer Konfessionen, vereinzelt auch muslimische Kinder. Allerdings: Mit den Eltern wird vorher abgeklärt, ob sie mit den Zielsetzungen der kirchlichen Schule einverstanden sind. „Man muss besprechen, was man sich jeweils erwartet. Das „christliche“ an einer kirchlichen Schule bleibt ja nicht auf den Religionsunterricht beschränkt. Seit dem Jahr 2005 werden an der Brucknerschule auch Buben aufgenommen. In den Volksschulklassen ist das Geschlechterverhältnis inzwischen ausgewogen, in der Hauptschule wird das nach und nach auch der Fall sein. Für besonders sensible Themen wird man auch in geschlechtsspezifischen Gruppen arbeiten. An die Brucknerschule ist auch ein kleiner Konvent der Franziskanerinnen angeschlossen. Dass Kinder hier Ordensschwestern erleben können, sieht Thaller für sehr wertvoll an – und auch, dass es in der Schule einen Sakralraum gibt.
Zum Thema
Wozu Bildung
Bildung kann nicht nur unter dem Gesichtspunkt der beruflichen Ausbildung gesehen werden. Darauf wurde beim Tag der katholischen Privatschulen am 18. Oktober im Aloisianum in Linz deutlich hingewiesen. Als Vertreter der Schulerhalter wies Mag. Johann Eidenberger, Regionaloberer der Marianisten, darauf hin, dass 91 Prozent der Bildungsgelder in Oberösterreich allein in die berufsbildenden Einrichtungen WIFI und BFI fließen, während für alle anderen Bildungseinrichtungen und -organisationen nur 9 Prozent aufgewendet würden. Bildung werde zu sehr unter dem Aspekt des Nutzens und auch des individuellen Vorteils gesehen, meinte Dr. Michael Hofer, Philosophieprofessor an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz. Es ging viel mehr um eine Bildung zur Bereitschaft, auch Verantwortung für andere zu übernehmen. Bischof Dr. Ludwig Schwarz unterstrich: christlicher Bildung gehe es um das Gelingen des Lebens in einem umfassenden Sinn.
Schulen informieren
Oberösterreichs derzeit 55 katholische Privatschulen werden zur Zeit von 11.592 Schülerinnen und Schülern in 505 Klassen besucht.
Volksschulen: 1063 Schüler/innen (50 Klassen). Hauptschulen: 2350 Schüler/innen (99 Klassen).Allgemeinbildende Höhere Schulen: 5685 Schüler/innen in (253 Klassen)Berufsbildende Mittlere und Höhere Schulen: 2494 Schüler/innen (103 Klassen). Die katholischen Privatschulen laden zu Informationsveranstaltungen. Alle Termine finden Sie in einer Übersicht