Richard Weberberger, Benediktiner des Stiftes Kremsmünster und seit 30 Jahren Bischof in Barreiras/Brasilien, referierte vor rund 90 Pfarrgemeinderäten aus den 29 „Stifts-Pfarren“ . Sein Thema: „Was können oberösterreichische Pfarren von Brasilien lernen?“
Fast ein Drittel seines Vortrags hielt Bischof Weberberger seine Bibel in der Hand und las immer wieder aus dem Römerbrief. Das zeigt mehr als lange Erklärungen, was für ihn in der Pastoral entscheidend ist: „Wenn wir von Seelsorge reden, müssen wir auf die Heilige Schrift schauen, von daher kommen die Impulse und nicht von dem, was ein Bischof sagt.“ Seelsorge heißt für ihn Menschen zu Christus zu führen, und zwar – darauf wies er nachdrücklich hin – die Menschen in ihrer ganz persönlichen Situation. „Die Kirche darf sich nicht dem Geist der Welt anpassen, aber sehr wohl an den Geist der Menschen und ihnen das geben, was sie in ihren konkreten Lebensumständen brauchen.“
Pastoral der Hoffnung. Zu den Stützen der Pastoral in der Diözese Barreiras, die Weberberger leitet, gehören die Frauen, erklärt der Bischof. Von den 1100 Katechist/innen der Diözese sind der überwiegende Teil Frauen: „Ohne Frauen sind wir verloren. Sie tragen die Seelsorge.“ Und sie stiften Gemeinschaft: „Wir müssen die Gemeinschaft sehr ernst nehmen.“ Auf großes Interesse bei den oberösterreichischen Pfarrgemeinderäten stieß die „Pastoral der Hoffnung“. So werden trauernde Angehörige eine Woche lang jeden Tag von Mitarbeiter/innen der Pfarre besucht und begleitet, erzählt Weberberger. Das Begräbnis findet noch am Tag des Todes statt, daher ist die einwöchige intensive Trauerzeit, die mit einem Gottesdienst abgeschlossen wird, für die Angehörigen besonders wichtig.
Mission ist Austausch. Was den Studien- und Begegnungstag der Stiftspfarren am 3. Oktober 2008 zu einem ermutigenden Erlebnis machte, fasst P. Bernhard Eckerstorfer, der Moderator der Veranstaltung, zusammen: „Die Diözese Barreiras braucht die finanzielle Hilfe der Stiftspfarren. Das steht außer Zweifel, aber auch wir brauchen Barreiras. Der Austausch mit Brasilien hält uns lebendig.“
Impuls
Kirche: Spannungen werden zunehmen
Waltraud Mayr-Kern ist Pfarrgemeinderats-Obfrau in Magdalenaberg. Was sie als Vetreterin des Dekanates Pettenbach in den Pastoralrat der Diözese Linz einbringen möchte, erklärt sie in der KIZ: Für mich ist das Engagement im „Pfarrgemeinderat der Diözese“ ein „Dran am Leben”-Bleiben: an den existenziellen Fragen und an den Sorgen der Pfarrgemeinden. Die nächsten Jahre werden Antworten auf die personelle Situation in der Seelsorge bringen müssen. Die Seelsorgekompetenz der Laien vor Ort spielt dabei eine besondere Rolle. Außerdem wird die Spannung zwischen jenen, die Traditionelles noch mehr betonen, und jenen, die neue Wege gehen wollen, stärker werden. Es gilt auch, die Sakramente und Rituale den heutigen Menschen in ihrem bergenden Charakter neu zu erschließen. All diese Themen fordern mich heraus, benötigen Bodenhaftung und einen ehrlichen Dialog.