Der LASK-Linz-Star Ivica Vastic über die Fußballtugenden Fleiß und Verzicht und den Glauben, der sein Leben von klein auf prägte
Ausgabe: 2008/32, Ivica, Vastic, Fußball
07.08.2008 - Isabella Unfried
Oft werden Sie als „Ivo Vastic – Fußballgott“ bezeichnet. Stört Sie das? Ivica Vastic: Ich finde das ein bisschen übertrieben. Das kommt von der Euphorie nach meinem Elfmeter gegen Polen. Dieses Unentschieden hat die ganze Nation wieder mobilisiert. Viele haben wieder Chancen gesehen, dass wir uns vielleicht weiterqualifizieren bei der Europameisterschaft. Ich zähle mich nicht zu den Fußballgöttern, da gibt es viel, viel bessere Spieler auf der Welt. Vom Fußballgott zu Gott: Sind Sie ein gläubiger Mensch? Vastic: Für mich ist der Glaube sehr wichtig, auch im Alltag, denn so bin ich aufgewachsen. Kirchen und Glauben waren ein wichtiger Teil meiner Erziehung. Ab dem Alter von vier Jahren hat mich meine Großmutter immer in die Kirche mitgenommen. Seitdem gehe ich regelmäßig, sofern es das Training erlaubt, in die Messe und besuche die Kirche. Wie vermitteln Sie Ihren Kindern den Glauben? Vastic: Ich gehe mit ihnen, sooft es geht, in die Kirche. Wenn wir zusammen essen, beten wir vorher und bedanken uns für das Essen und die Gesundheit. Auch Ihr ältester Sohn strebt eine Fußballkarriere an. Welchen elterlichen Rat geben Sie ihm mit auf den Weg? Vastic: Er spielt gerne Fußball und ich versuche ihm die richtige Einstellung dazu beizubringen. Denn man muss auch auf einige Dinge verzichten können, die für andere normal sind, wenn man erfolgreich werden will. Ich bin in Kroatien am Meer aufgewachsen. Alle meine Freunde waren jeden Tag am Strand. Natürlich wollte ich auch dabei sein und als es am schönsten war, musste ich zum Training fahren. Oder später: Disco oder fortgehen kommt auch nicht in Frage, wenn du ein erfolgreicher Fußballer sein willst. Wenn du am Freitag fortgehst und am Samstag ist ein Spiel, dann spürst du die körperliche Anstrengung und ich glaube nicht, dass du gut spielen wirst. Oder wenn du den ganzen Tag am Meer bist und badest und dann zum Training gehst, kannst du sicher die Leistung die von dir erwartet wird, nicht abrufen. Mein Sohn ist jetzt noch jung, er ist 15, aber er versteht einige Sachen davon schon. Daran sieht man auch, ob einer es ernst meint oder nicht. Was möchten Sie jungen Fußballern sagen? Was raten Sie aufstrebenden Talenten, die eine Profikarriere anstreben? Vastic: Raten kann man da viel, denn spielspezifisch gibt es immer etwas zu lernen. Die Sportart Fußball ist auch deshalb für viele so interessant, weil das, was gestern war, heute nicht mehr zählt. Nur das Morgen zählt und für morgen muss man immer neue Motivation finden. Man muss sich in jedem Training beweisen, versuchen, immer der Beste zu sein, und bereit sein, immer neue Dinge zu erlernen und die alten Stärken, die man schon hat, zu üben und zu bestätigen. Was haben Sie nach Ihrer Karriere als Profifußballer vor? Vastic: Im Moment mache ich eine Ausbildung zum Fussballtrainer, die ich erfolgreich beenden möchte. Ob im Jugendfußball oder im Profibereich, meine Zukunftspläne sind weiterhin mit dem Fußball verbunden.
Zur Person
Ivica VasticIvica Vastic (* 29. Sep. 1969 in Split, Kroatien) spielte, bevor er mit zwölf Jahren anfing, in einem Verein aktiv zu werden auf der Straße Fußball. Er lebt seit 1991 in Österreich, ist österreichischer Staatsbürger. Der Ehemann und dreifache Familienvater ist seit drei Jahren beim LASK Linz unter Vertrag. Er wurde mehrmals zum Fußballer des Jahres gewählt und war als ältester Spieler im Kader des österreichischen Nationalteams bei der Europameisterschaft 2008. Er ist trotz seines Aufstieges höflich und bescheiden. Für ihn ist es der größte Erfolg, wenn seine Kinder auf einen guten Weg kommen.