Österreich begeht am 26. Oktober den Nationalfeiertag. Da geht es um die Frage, wie Menschen sich im Ganzen des Staates ins Spiel bringen. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2016/42, Österreich, Nationalfeiertag
18.10.2016 - Matthäus Fellinger
Ein Stein. Er wird immer derselbe sein. Sein spezifisches Gewicht, seine Härte, die Wärmeleitfähigkeit, seine Form, die Farbe – eben dieser eine, unverwechselbare Stein. Andererseits. Dieser eine, so unverwechselbare Stein, kann zu ganz unterschiedlicher Bedeutung kommen. In der Steinschleuder wird er gefährlich. Eingesetzt in die Gartenmauer wird er zum Trennstein. Im Tragepfeiler wird er zum Brückenstein, gefasst in Metall zum Schmuckstein.
Mit Menschen ist es wie mit den Steinen: Wer sie wirklich sind, kommt erst im Eingebundensein in ihr ganzes menschliches Umfeld zum Tragen: wofür sie sich einspannen lassen, mit wem sie gemeinsame Sache machen – und wo sie ihr Nein sagen.
Österreich begeht am 26. Oktober den Nationalfeiertag. Da geht es genau um diese Frage, wie Menschen sich im Ganzen des Staates ins Spiel bringen. Anders als die Steine können sie selbst mitbestimmen, was ihr Ganzes darstellen wird: Brücke oder Bollwerk. Trennmauer oder eine gastliche Stätte. Gefährlich oder bergend. Eine Gemeinsamkeit, vor der man Angst haben muss, oder ein gutes Daheim.
Ein Mensch mit Charakter. So sagt man es von einem Einzelnen. Seine Nähe tut gut. Ein Land mit Charakter. So könnte es im Ganzen sein. Auch das ist bei Menschen wie bei Steinen. Viele liegen einfach nur so herum. Sie könnten sich ins Spiel bringen.