Einmal in der Woche besucht die Krankenschwesternschülerin Barbara Buchmayr die 82-jährige Zäzilia Starzer. Um ihr beim Einkaufen zu helfen, gemeinsam spazieren zu gehen oder einfach zum Plaudern. „Wir gehen zusammen“, sagen die beiden Frauen.
„Wie alt bin ich? Schätzen Sie einmal!“ sagt Zäzilia Starzer und lächelt. Die ältere Dame aus Windhaag bei Perg weiß, dass der Gast von der KirchenZeitung ziemlich sicher daneben liegen wird. „70 oder 75?“. „Nein, ich bin 82 Jahre alt. Die Leute sagen immer, ich schau jünger aus“, erzählt sie verschmitzt. Dabei fühle sie sich manchmal doch deutlich älter. Vor allem wenn ihr schwindlig wird oder wenn ihr die Füße schmerzen. Dann kann der Weg vom ersten Stock ins Erdgeschoß oder zum Gasthaus Holzer, das nur 150 Meter weit entfernt ist, lang sein. „Aber ich hab ja meinen Stock.“ Die 82-jährige hält kurz inne und blickt zu der jungen Frau, die neben ihr sitzt. „Und du hilfst mir sehr viel, Barbara.“
Hilfe bei den Erledigungen. Einmal in der Woche kommt die Krankenschwesternschülerin Barbara Buchmayr für ein oder zwei Stunden auf Besuch. Nach einer Ausbildung durch das Rote Kreuz leistet sie seit einem Jahr Besuchsdienst bei Zäzilia Starzer. Sie unterstützt die 82-Jährige bei den notwendigen Besorgungen, etwa Lebensmitteleinkäufe und hilft mit – neben der Unterstützung der nahen Angehörigen – den Alltag in den eigenen vier Wänden leichter zu bewältigen.
Gemeinsamkeiten. Heute will Zäzilia Starzer den ganzen Tag im kühlen Haus bleiben. Immerhin hat es über 30 Grad im Schatten. „Das ist mir viel zu heiß. Früher war das noch ganz anders. Da habe ich am Bauernhof gearbeitet und beim Heuen habe ich das noch leicht ausgehalten. Das war hart, da weiß man, was Arbeit ist“, sagt sie und ist sich mit ihrer jungen Freundin einig. Auch die Schülerin kennt die Arbeit am Bauernhof.
Spaziergänge und ins Wirthaus. Wenn es etwas kühler ist, werden die beiden Frauen wieder ihre gemeinsamen Spaziergänge unternehmen oder gehen auf einen Kaffee ins nahe Wirtshaus. Um zu plaudern, aber auch um die Neuigkeiten aus dem Ort zu erfahren. „Da hört man so manches“, schmunzelt Zäzilia Starzer, die selbst einiges zu berichten weiß. Sie blättert durch die regionale Zeitung. In der Nähe von Windhaag hat es einen Unfall gegebe. „Es passiert viel bei den Jugendlichen“, meint Frau Starzer. „Ich will die Jungen aber nicht in einen Topf schmeißen, ich hab da schon ein sehr positives Bild“, betont sie. „Besonders wenn ich an Barbara denke. Ich freu mich immer so, wenn du kommst. Wir gehen gerne zusammen.“ – „Und ich komme gerne“, sagt Barbara. Wie Barbara macht ein Dutzend Perger Jugendliche diesen Dienst, wofür sie den KirchenZeitungs-Solidaritätspreis bekommen haben.
Zur Sache
EhrenamtlicherBesuchsdienst
Seit etwa einem Jahr läuft das Projekt „Entlastung von pflegenden Angehörigen“ der Bezirkslandjugend Perg. Nach einer umfassenden Ausbildung durch das Rote Kreuz leisten 13 junge Erwachsene Besuchs-dienst bei pflegebedürftigen Senioren im Bezirk Perg. Die Jugendlichen helfen bei der Erledigung von alltäglichen Besorgungen: vom Lebens-mitteleinkauf bis hin zum Schleppen der Kohlen in den Heizkeller. Mindestens 30 Stunden freiwillige Arbeit leisten die Ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer pro Jahr. Das sind gesamt gesehen rund 360 Stunden ehrenamtlicher Besuchsdienst im Jahr. Für ihr Engagement bekam die Bezirkslandjugend Perg den Solidaritätspreis der KirchenZeitung 2008 in der Kategorie Junge Projekte verliehen.