Training in Ebensee: Karoline Muss aus Attnang – ihr fehlt seit Geburt der linke Unterarm – braucht Balancegefühl (links). Julia Berger (im Rollstuhl) kam mit einem offenen Rückenmark zur Welt. Seit etwa zwölf Jahren ist sie bei den „Flying Edis“ (Mitte). Jugendliche und Erwachsene trainieren gemeinsam. KIZ/EG.
Die Akrobatik-Nummer, die die Gruppe „Flying Edis“ aus Ebensee bei der Solidaritätspreisverleihung am 15. Mai 2008 gezeigt hat, heißt „Seitstütz“. – „Ein gutes Bild ist das“, findet der Radio-Moderator Alfred Pittertschatscher, als er am 25. Mai in der Sendung „Lust aufs Leben“ einige Solidaritätspreisträger/innen vorstellt.
Stützen und zur Seite stehen, ist eines der Bilder für Solidarität. Die etwa 60 Mitglieder starke Gruppe „Flying Edis“ wurde heuer von der KirchenZeitung mit dem Solidaritätspreis ausgezeichnet. Seit mehr als 30 Jahren – gegründet von Edi Scheibl – kommen Menschen mit Behinderung und ohne Behinderung zusammen, um Akrobatiknummern einzustudieren. Der Obmann der Union Ebensee, DI Harald Loidl, und Heinz Keusch leiten dreimal pro Woche das Training. „Lust aufs Leben“, so erzählt Harald Loidl im Radio, sei genau das, was die „Flying Edis“ ausmacht: „Wir schauen, dass die Leute gerne kommen. Niemand ist gezwungen, etwas mitzumachen.“ Es gibt auch Mitglieder, die noch nie bei Auftritten waren. Sie sind aber genauso integriert. „Denn es ist nicht Ziel, möglichst perfekt zu sein oder Spitzenleistungen zu bringen. Die Gruppe soll miteinander etwas schaffen“, sagt Harald Loidl. Dieses Zusammenhelfen und die Freundschaft fallen auch der Rollstuhlfahrerin Julia Berger spontan ein, als sie gefragt wird, was das Besondere an den „Flying Edis“ ist.
Pendler in Sachen Solidarität. Die „Flying Edis“ haben sich von einer wettkampforientierten Turnerriege zu einer integrativen Turn- und Akrobatikgruppe entwickelt. Öffentliche Auftritte gehören für die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen dazu. Es muss schon viel dran sein an dieser Lust aufs Leben, die die Solidarität weckt, kommen doch sogar aus Attnang und aus dem Mühlviertel die Gruppenmitglieder zum Training. Harald Loidl ist selbst auch zum Akrobatik- und Solidaritätspendler geworden. Er wohnt in Seekirchen. Sein Appell: Es wäre schön, wenn nach dem Beispiel der „Flying Edis“ quer durch Oberösterreich ähnliche Gruppen entstünden. Dann bräuchten die Menschen nicht mehr so weit fahren, um solidarische Gemeinschaft zu erleben.
Einander vertrauen. Durch gemeinsame sportliche Aktivitäten junger Menschen mit und ohne körperlicher Beeinträchtigung leben die Akrobaten Solidarität. Die Übungen erfordern hohe Konzentration der Einzelnen und großes Vertrauen zu den Mitwirkenden. Das ist wie der „Seitstütz“ ein Symbol für Solidarität: das Wissen, dass miteinander viel möglich ist, wenn man sich einander anvertraut!
Akrobatik im Landhaus. Aus Anlass der Verleihung des Solidaritätspreises zeigte eine Abordnung der „Flying Edis“ am 15. Mai 2008 einige akrobatische Einlagen. Sie begeisterten damit die Gäste der Feier. Foto: KIZ/Franz M. Glaser.