Die Andorfer Rollstuhlfahrergruppe wurde mit dem KirchenZeitungs-Solidaritätspreis ausgezeichnet
Ausgabe: 2008/23, Schubkraft, Andorfer, Rollstuhlfahrergruppe, Rollstuhl, Solidaritätspreis, Kontakt
05.06.2008 - Ernst Gansinger
Mit ihrer Schubkraft ermöglichen die Mitglieder der Rollstuhlfahrergruppe Andorf wöchentlich etwa 20 Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrern einen etwa zweistündigen rollenden Spaziergang in die Umgebung.
Seit mehr als elf Jahren kommen so Altenheim-Bewohner/innen, die wenig Bewegungsradius haben, zu einer willkommenen Abwechslung. Die KirchenZeitung hat heuer das Engagement der Schubkräftigen mit dem Solidaritätspreis ausgezeichnet.
Verbreitete Schubkraft. Die Initiative für die Rollstuhl-Spaziergänge ist von Maria Schmid gekommen, die im Pfarrgemeinderat und Fachausschuss Caritas engagiert ist. Aber nicht nur Andorfer Frauen und Männer haben sich der Initiative angeschlossen, auch aus Schärding hilft regelmäßig ein Ehepaar mit und von Zell an der Pram sowie Sigharting kommt ebenfalls „Schubkraft“.
Rollstuhl-Fahrer/Rollstuhl-Schieber. Als die KirchenZeitung die Rollstuhlfahrergruppe besucht, nehmen siebzehn von insgesamt 83 Bewohner/innen an der Ausfahrt teil. Maria Schmid hat die Teilnehmerzahl bei ihrem Anruf im Altenheim erfahren. Siebzehn Rollstuhlfahrer/innen brauchen siebzehn Rollstuhl-Schieber/innen. In bewährter Weise werden diese siebzehn per Telefon rekrutiert.
Was Solidarität zuwege bringt! Vor dem Altenheim treffen die „Chauffeure“ und „Passagiere“ ab 14 Uhr ein. Abfahrt ist um halb drei. Maria Schmid teilt die „Tandems“ ein, organisiert also, wer mit wem ausfährt. „Ich kann aber nur mehr jemanden Leichten schieben“, sagt eine Frau, die seit langem ihre Schubkraft zur Verfügung stellt. Wegen einer Herzschwäche reicht ihre Kraft nicht mehr für Schwergewichte. Siebzehn Rollis samt Schubpersonal bewegen sich vom Altenheim über den Kirchenplatz hinaus ins Grüne. Wenn die Rollstuhlschlange eine Straße quert, stoppt der Verkehr. Bis das letzte „Tandem“ drüben ist, vergeht schon eine Verschnaufpause, bei der mancher Autolenker staunt. Es ist auch zum Staunen, was Solidarität alles zuwege bringt!
1500 Stunden soziale Kontakte pro Jahr. Wöchentlich mit ca. 20 Personen ausfahren – vorausgesetzt das Wetter erlaubt es – bedeutet mehr als 1500 Stunden sozialen Kontakt im Jahr! Eine schubkräftige Frau nennt diese Ausfahrten wunderbare Erlebnisse. Sie freue sich mit, wenn sie sieht, wie die Bewohnerinnen und Bewohner diese Ausfahrten genießen. Dieses Mitfreuen ist eine wichtige „solidarische Begabung“.