Wir zwei – ein Segen, Reihe zur Spiritualität von Paaren, 3. Teil
Ausgabe: 2008/22, große Entfernungen, Andacht, Paarspiritualität, Impulse, Harant, Maria Hofreiter, Josef Hausner,
28.05.2008
Bewusste Zeit zu zweit ist auch über große Entfernungen möglich
Maria Hofreiter und Josef Hausner nehmen sich Zeit füreinander, auch wenn sie oft 300 Kilometer voneinander entfernt sind.
Bei einer Hochzeit in Bayern sind sich Maria und Josef begegnet. „Gott hat uns zusammengeführt“, sagen sie. Das war auch das Motto ihrer Hochzeit. Sie haben 300 Kilometer entfernt voneinander gelebt. Durch Briefe haben sie sich richtig kennengelernt. Nach einem Wiedersehen Monate später war beiden klar, dass sie zusammen leben möchten. Wo sie wohnen würden, haben sie noch nicht gewusst. Maria lebt im Mühlviertel und hat in Freistadt als Kinderkrankenschwester gearbeitet, Josef arbeitet heute noch Teilzeit im Bayerischen Innenministerium in München. An den freien Tagen besuchen sie einander.
Zeit füreinander. Josef sagt, er erlebt den Alltag nicht als monoton oder anstrengend, sondern als interessant. Was auch mit der Lebenssituation der beiden zusammenhängen könnte. „Das ist jedes Mal ein Verabschieden und neu Anfangen“, sagt er. Immer wieder werden sie aber gefragt, ob ihre Lebenssituation nicht sehr beschwerlich sei. Die Zeit, in der sie beisammen sind, haben Maria und Josef wirklich Zeit füreinander. „Wenn Josef kommt, achte ich darauf, dass alles im Haus in Ordnung ist und er gut ankommen kann“, sagt Maria. „Wir erleben diese Zeit zu zweit schon sehr bewusst.“
Getrennt und doch beisammen. Bewusste Zeit füreinander bauen Maria Hofreiter und Josef Hausner aber auch in den Alltag ein, den sie getrennt erleben. Jeden Abend telefonieren sie miteinander, um einander an den äußeren und inneren Begebenheiten des Tages teilhaben zu lassen. „Wir schreiben uns auch Briefe, aber nicht mehr so oft wie früher“, erzählt Maria.
Gemeinsame Andacht. Ein Platz, den sie beide als „unseren Ort“ bezeichnen würden, ist ein Tisch, auf dem eine Kerze steht. Dort meditieren sie gemeinsam. In der Meditation nach ignatianischer Art – mit sehr viel Stille – haben sie eine gemeinsame Art zu beten gefunden. „Das war für mich so schön“, erinnert sich Maria, „dass wir das teilen können.“ Für sie war das mit ein Grund, warum sie sich bei Josef sicher war, dass sie einen gemeinsamen Lebensweg mit ihm wagen würde. „Das ist eigentlich ein Geschenk“, meint sie.
- Worin erkennen Sie, dass Gott Sie einzeln und als Paar liebt?
- Worin zeigt sich, dass Ihr Miteinander-Unterwegssein und Beisammensein als Paar geistgewirkt und geisterfüllt ist?
- Was könnte für Sie als Paar im Strom des Alltags und der Routine immer wieder eine Insel der Ruhe werden?
- Wann und wo in Ihrer Wohnung können Sie ungestört miteinander reden?
Harant
Impulse
Der Alltag ist unser Andachtsraum
Die Ehe ist der Leib der Liebe. In Paarbeziehungen mit ihren konkreten Lebenssituationen und -geschichten verleiblicht sich der Glaube, er ist kein Sonderbereich im Leben. In der Ehe kann erfahren werden, was das Evangelium uns zusagt: Mensch, du bist geliebt. Das zeigt sich in der Art und Weise, wie Mann und Frau unter den Bedingungen der Lebensform Ehe (und Familie) miteinander reden, streiten und sich versöhnen, wie sie geistige und körperliche Intimität pflegen, ihren Lebensweg planen und gestalten, die Kinder ins Leben begleiten usw. Somit ist die Ehe ein wesentlicher Erfahrungsraum geistgewirkten und geisterfüllten Lebens.
Beziehung leben in Zeit und Raum. Alltag und Routine dominieren oft auch die eheliche Beziehung. Es braucht Zeitpunkte, an denen abgelesen werden kann, wie Gott in die Beziehungsgeschichte zweier Menschen hineinwirkt, wie er sie einzeln und als Paar liebt. Solche Augenblicke lassen sich schaffen. Die Wohnung, das Haus, also der Platz, an dem sich das eheliche und familiäre Leben in all seinen – auch nicht so „frommen“ – Dimensionen abspielt, ist der Erfahrungsraum für die Anwesenheit Gottes.
„Andacht“ im Alltag. Der alte Begriff „Andacht“ aus der Frömmigkeitstradition kann für das Paar mit „Aufmerksamkeit“ und „Achtsamkeit“ übersetzt werden. Zur Alltagsspiritualität von Paaren gehört es, im Beziehungsalltag „einzuhalten“, den Lebensalltag immer wieder zu „unterbrechen“, um sich zu vergewissern, warum wir beisammen sind und sich des gemeinsamen von Gott begleiteten Lebensweges zu versichern. Das kann ein Spaziergang sein, ein gemeinsames Abendessen in einem Lokal, auf jeden Fall „Zeit zu zweit – für uns als Paar“.